Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 56 из 95

Den 9. Juli kahm der Stolnik Nazarey Jelfimow, der nach Ihro Königlicher Maytt. von Schweden verschiket war, mit einem königlichen schwedischen Brieffe, welcher sich kein Böses von Moskow zu versehen, vielmehr die vorige Freündschafft zu bestätigen hoffet.

Den 10. Juli hatten die Herren Kayserliche (welche, nachdem ihnen ihr Courier mit dem kayserlichen Befehl, vor Mediatoren auff die Comission nach der Wilde zu gehen, begegnet war, ihren Weg zurük nach Polozk genommen) bey Ihro Czar. Maytt. geheime Audientz, dabey nur 4 Bojaren oder Reichsräthe waren.

Den 13. Juli wurden die Commissarien oder Großgesandten, denen nach der Wilde auff die Commission zu gehen bestimmet war, auch die Cantzley Bedienten und zu ihrem Comitat Gehörigen von Ihro Czar. Maytt., dero Handt zu küßen, in der Hauptkirche S. Sophiae begnadiget. Die Herren Commissarien waren diese: Der nächste Bojar und Statthalter zu Astrachan, Knias Nikita Ivanowitz Odojewskij (23r) und dessen Sohn, der Bojar und Statthalter zu Pleskow, Knias Feodor Nikititz Odojewskij, der Okolnitzey und Statthalter zu Jaroslav, Knias Iwan Iwanowitz Labanow Rostowskij, der Diak Garasim Semienow Syn Dochtorow und der Diak Jefim Radionow Syn Juriew, Translatores Christoph Bousch und Gregori Kolerczkij, 2 Secretarien Mychailo Postnikow und Iwan Bzystaho und 5 Cantzellisten. Ausbenommen den Cantzeleybedienten bestunde der Herren Commissarien Assistentz von 8 Companien Ihro Czar. Maytt. Hoffjunker, Stolniken und Strelitzen, des Obersten Hanß Georg Stobels Regiement zu Pferde und ein Regiement Strelitzen mit dem Obersten Wasiley Philosophoff.

Den 14. Juli marchierte der Bojar und Statthalter zu Neugarden, Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij, der die Avantguarde hatte, mit seiner Armée von Polotzk.

Den 15. Juli brachen Ihro Czar. Maytt. mit dero Reichsräthen und gantzer Krieges Macht auch von Polotzk nacher Diesna.

Den 16. Juli gingen die Herren Commissarien von Polotzk nach der Wilde, marchierten 2 Meilen und lagerten sich an dem Waßer (23v) Ulatz, blieben auch an selbigem Orte den 17. Juli den gantzen Tag beliegen, aus der Ursach, weilen unser Commissarius aus der Zahl der andere, Knias Feodor Nikititz Odojewskij, mit einer schleunigen Krankheit behafftet, gar schwach und unvergnügend ward. An selbigen Orte arrivierten auch die Herren Kayserliche und conjugirten sich mit uns in einer Gesellschafft zusammen.

Den 18., ungeachtet, daß der junge Odojewskij je länger je schwacher ward, musten wir auffbrechen und machierten 3 Meilen bis Nacza, wären auch wohl weiter gangen, wenn der kranke Commissarius Odojewskij nicht in der Carosse angefangen hätte, den Geist auffzugeben, welcher alsobald, da er aus der Carosse auffgehoben und im Gezelt niedergeleget ward, verschiede. Dieses war ein Zeichen eines grossen Gehorsahms, den die Nation der Obrigkeit leistet, den vorgedachter Bojar, Knias Nikita Iwanowitz Odojewskij, caput legationis, war die dritte Person im Reich, ein Herr von uralter und vornehmer Familie und hoher Dignitet, deßen Sohn, dieser verstorbene, ein Herr von 25 Jahren, war dem Vater an (24r) Autoritet gleich und ein Reichsrath. Dennoch wolte der Vater in seiner grossen Schwachheit, welche ihm viele Tränen zu vergiessen verursachte, nicht eine Stunde wegen dessen Unpäßlichkeit bestehen bleiben, damit des Czaren Befehl, welcher auffs schleunigste müglich sich nach der Wilde zu verfügen lautete, nicht möchte violiret und versäumet werden. Denn gewiß hätte dieser Herr noch länger leben können, wenn er in dieser Krankheit etwas geschonet wäre. Aber es möchte von dem Vater keines Weges erhalten werden, weilen ihm solches der czarischen Ordre zuwieder deuchte. Die Herren Mediatoren verwunderten sich sehr über diese That, ermahnten und baten den Vater, daß er des Sohnes in seiner Schwachheit etwas schonen und ein Tag etzlich still stehen möchte. Er aber wolte sich keines weges solches zu thun resolviren, antwortend, daß er lieber den Sohn (ob er ihm zwar von Hertzen lieb wäre) verliehren, denn seines Herren Befehl hindensetzen wolte.

Den 19. Juli ward des verstorbenen Bojaren Knias Feodor Nikiticz Odojewskij mit grossem (24v) Wehklagen des alten Herren Vaters, welcher innerhalb 2 Jahren drey erwachsene Söhne verlohren und nunmehro nur einen eintzigen übrig hatte, nach Moskow zurük geführet. Der alte Vater begleitete selbige auf ¼ Meile zu Fuß und weinete gar bitterlich.

Den 20. Juli, nachdem an Ihro Czar Maytt. ein Courier, den tödlichen Hintritt des jungen Odojewskij kund zu thun, auch damit einen der an dessen Stelle zum Commissarius geordnet werden möchte, abgefertigt war, brachen wir von der Nacza ab und lagen die Nacht auff der Plisse. Allda kahm ein polnischer Edelmann mit Nahmen Juskiewitz und gab den Anschlag, daß die moskowitische Herren Commissarien bey währender itziger Commission stark auff die Wahl dringen solten, weilen er vor gewiß wüste, daß die Polen resolviret wären, entweder denjenigen czarischen Printzen oder auch wohl Ihro Czar. Maytt. nach itzigen Könige Johannis Casimiri, der schon gar alt wäre, Lebtagen zum Successoren der Cron Polen zu erwehlen, weswegen denn alsobald in dieser Proportion Ordre zu holen ein Expresser nach Ihro Czar. Maytt. abgefertiget ward.

(25r) Den 21. Juli gelegen unter Gluboke, den 22. allda geruht, den 23. Juli gelegen unter Danilowitz, den 24. bey Piotrowitz seinem Hoffe, den 25. Juli bey dem Stättchen Baszna, den 26. Juli auff den Pass an der Willia, den 27. Juli über die Willia gangen, gelegen zu Michayliskij.

Den 28. Juli in Abramowitz seiner Slubode, den 29. unter der Wilde.

Den 30. Juli mit grosser Pompe und Pracht, auch Froloken des gemeinen Volkes, in der Wilde arriviret und die Quartier in der Subacze Ulicze und bey der Ostrabruma eingenommen, weilen die Häuser an selbigen Orte noch unverdorben waren.

Den 31. Juli sind von den polnischen Herren Commissarien 2 Edelleüte, Matthey Zakrewskij und Jan Pucyna, nach der Wilde mit dero Brieffe kommen, berichten, daß die Herren Polen nicht weit von der Wilde stehen und nur darauff warten, daß ihre Securitet zu einer freyen und ungehinderten Ankunfft und Abreyse durch diese ihre Abgesandten möchte abgeordnet und bestetiget werden.

Den 4. Augusti sind die polnische Herren Commissarien bey der Wilde arriviret. (25v) Weilen aber die Moskoviter Meister in der Stadt waren, musten sie sich als Gäste nach dero Guttdünken 2 Meilen von der Stadt des Weges nach Osmiana hin, ob es ihnen zwar nicht allerdings gefallen wolte, in einem Dorffe, Niemiesza genand, einquartieren lassen und sich allda vor diesmahl mit schwartzen Raumstuben behelffen. Die pol. Herren Comissarii waren diese: caput legationis oder der erste unter ihnen, der erlauchte hochgebohrne Herr Johann Casimirus in Crasne Krasinskij, Palatinus Plocensis, Lorasensis, Prasmowiensis Gubernator, der erlauchte hochgebohrne Herr Christoph in Bakstach Zawisza, Marschalcus Magni Ducatus Lithuaniae, Minsces, Braslaviensis Gubernator, der hochwürdige Herr Johannes Daugelo Zawisza, nominatus Episcopus Wilnensis, der hochgebohrne Herr Ciprianus Paul Brostowskij, Referendarius Magni Ducatus Lithuanie, der hochgebohrne Herr Stanislaus Sarbinskij, Graboviensis etc. Gubernator. Ihr Consultat war sehr schlecht und nicht nach der vorigen polnischen Weise, also daß der Ruin ihres Reiches bey dero geringem Auffzuge wohl zu spühren war.

(26r) Den 9. Augusti kahm von Ihro Czar. Maytt. anstatt des verstorbenen Odojewskij ein ander Commissarius, der Okolnitzey Wasiley Alexandrowitz Ozowlokow, und blieb an der Zahl der dritte. Labanow Rostowskij aber ward erhöhet zum andern Grad an Knias Feodor Odojewskij seiner Stelle.

Den 10. Augusti ward von beyden Theilen das Juramentum Securitatis durch die dazu deputierte Hoffjunker abgeleget. Von unser Seiten beschwuren es der Hoffjunker Denis Derofeiow Syn Astafiew und der Secretarius Iwan Bzystaho, von der polnischen Seiten zwey Edelleüte, Matthey Zakrewskij und Johan Pacina. Der Eid ward von beyden Theilen in der Wilde an der Gesandten Cantzley im Beywesen des Secretarii Michaylo Postnikow abgeleget, welchen von den unsrigen ein moskowitischer Pfaffe, von polnischer Seite aber ein Domicaner Münch verhörete. Der Ort, allda beyderseits Comissarien zusammenkommen solten, ward bestimmet vor der Stadt hinter der Ostrabruma zwischen dem Feiler und Niemiesze, damit beyderseits Commissarien gleich weit zu reisen hätten. Ihre Zusammenkunfft aber solte seyn in Ihro Czar. Maytt. Gezelten, so deswegen auffgerichtet werden solten.

(26v) Den 12. Augusi kahmen beyderseits Herren Commissarien, auch die Römischen kays. Ambassadeurs als Mediatores, auf bestimmte Conferentzort zum erstmahl zusammen. Die Moskowitischen wurden vor den Polen mit einer ziemlichen langen und gar kläglichen Oration entfangen, welcher die unsrigen theils mit Stillschweigen, theils mit unnützen Einwürffen begegneten und sich nach wenigen Complimenten niedersetzten, dergestalt, daß auff beyden Seiten des Tisches die Herren Mediatores, jeglicher zu einer Seite, zwischen die Parten mitten setzten und die Wichtigkeit itziger Zusammenkunfft nebst der Autoritet Kayserlicher Maytt., als welche die gantze Christlicheit gerne an Frieden und Einigkeit zu vernehmen wünschend, zwischen diesen beyden Potentaten Mittler gantz willig, ohne eintziges Beschweren und Bitten, einlaßen wolen, ans beste herausstreichend, eine gute Weile verbrachten, darauff auch ferner bey Parten, nebst denen Herren Mediatoren oder mit derer Consens, den 14. Augusti zusammenzukommen einhellig bestimmeten, da dann von beyden Theilen die Plenipotentzien auffgeleget und (27r) also in Gottes Nahmen zur Sachen geschritten werden solte. Hiermit schieden sie vor diesmahl wohl content voneinander.

Den 14. Augusti, nachdem beyderseits Herren Commissarien auch die Herren Mediatores genommener Abrede nach an vorigen Orte erschienen und sich in dem Gezelte niedergesetzet hatten, legten erstlich die Herren Mediatores Ihre Plenipotentz, die ihnen von Ihro Römischen Kayserlichen Maj. zur Beywohnung dieser Friedenstractaten ertheilet war, auff und ertheilten beyden Parten eine Copie derselbigen, mit ihrer Hand und Siegel bekräfftiget. Hernach wechselten auch beyde Theil ihre gegebene Plenipotentien. Nachdem nun selbige auff beyden Seiten vor gut erkand, auch ein jeglicher seines Herren gute Inclination zum Frieden und Abschaffung eines ferneren Bluttvergiessens bezeüget und herausgestrichen hatte, wurde durch Consens der Herren Mediatoren zum Werk zu schreiten und der Sachen einen Anfang zu machen, den 16. Augusti bestimmet, und also schieden beyde Theile in guter Freündschafft.