In Moscow ward die unterschiedliche Müntze gemählig abgeschafft und an derer Stelle nur kuffern Kopeichen derselbigen Proportion und Größe als die silberne waren, die denn auch eben im selben Preis als die silberne außem Schatz gegeben und den Bediensten vor Bezahlung angerechnet würde, und wahr diese Kuffern Müntze im Anfang recht wol gangbahr und sie so gerne als die Silberne annehmen. Der vorige unterschiedliche Müntze aber un[d] die gestempelten Rht., silberne Viertelstüke, Küpffern, Altin- und Groschenstüke wurden vor demselbigen Preiß, wie sie ausgegeben wahren, zurük in den Schatz genommen und inskünfftige mit selbigen zu handeln verbothen.
Anno 1658
Den 11. Janu. ist der nach Pohlen verschikte Stolnik Nazaräj Jelfimow zurüke nach Moscow kommen.
Den 14. Janu. ist der Oberste Niclaus Baumann zu Moscow angelanget, umb sich in Ihr Czar. Maytt. Kriegsdiensten zu begeben.
Den 15. Janu. ist der churländische Bothe Joseph der Cortter mit Ihr C[hurländischer?] Fürstlicher Gnaden Brief nach Moscow kommen und zu versuchen, daß die versprochene Neutralitet möchte continuiret und sein Fürstenthumb von Moscowittischen Lauffen mochte befreyet sein.
Den 16. Jan. haben die ausgewesenen Abgesandten, so auß unterschiedlichen Reichen nunmehr zurüke nach Moscow kommen, Audienz gehabt und ihrer Verrichtung wegen Relation gethan, der Stolnik Afonasé Nesterow bey den Churfürsten von Brandenburg, der Strebtzey Klementey Fliewlew bey dem König in Pohl, der Glowa Streletzki Abram Lopuchin bey dem (50v) General Gonsewski, der Dworanin Denis Efstafiew bey dem General Sapeha in Littauen. Waß aber die alle vor wunderliche Verrichtung mit sich gebracht haben, ist zu ermeßen.
Den 19. Jan. ist ein königlicher dehnscher Abgesandter Hans Oldeland zu Moscow arriviret.
Den 20. Janu. ist der churländ[ische] Bothe Joseph der Cätter mit einem guten Bescheid von Moscau abgereyset.
Den 22. Jan. ist der königliche ung[a]r[ische] Abgesandter Herr Christoph Fraxstein nach Moscow kommen und ist nicht allerseits so angenehm gewesen, wie sich wohl hatte nach voriger Beschaffenheit gebühren solen.
Den 24. Jan. ist der brandenburgische Abgesandter Friedrich Joachim v[on] Horentin zu Moscow arriviret.
Den 25. Jan. hatten bey Ihr Czaar. Maytt. in Moscow Audientz erstlich der dehnische Abgesandter, bezeigete seines Königes und Herren Beständigkeit in Fortsetzung des Krieges gegen der Chron Schweden und hielte an, daß die Aliantz und Verbündnüs gegen selbiger mit Ihr Czaar. Maytt. Abgesandten, den Stolnik Kniasz Danila Jefimiewitz Myschetzki, in Copenhagen gestifftet und ratificiret und gäntzlich confirmiret werden.
Nach diesem ward auch der königliche ungarische zur Audientze geruffen, zeigete an, den tödtlichen Hintrit g[nädiger] würdigster Gedachten Ferdinandi 3., Röhm. Kaysers, und wie daß deßen Sohn Leopoldi in der Regierung des ungarischen und böhmischen Königreiches succedirette, welcher auch der guten Correspondentz mit ruhmwürdigster Gedächtnüß seinen Herren Vater gepfleget eingedenk mit Ihr Czaar. Maytt. bey selbiger Vertrauligkeit zu continuiren wünschet und hielte darneben, sein ferneres Gewerbe zuzulegen, umb Conferentz an.
Endlich ward auch der churfürstliche brandenburgische Abgesandter zur Audientz gefordert, legette sein Gewerbe und solicitirte auch umb eine Conferentz.
(51r) Den 26. Jan. ist der Stolnik Iwan Telepnew in Abgesandschafft von Ihr Czaar. Maytt. zu dem König in Pohl. abgefertiget, zu entbiethen, daß von Ihr Czaar. Maytt. oder der moscowittischen Seite der Willnische Contract fest gehalten, von der pohlnischen Seite aber in Versäummung des angesetzten Termins, das zum Reichstag bestimmet wahr, violiret wäre. Dennoch so wolten Ihr Czar. Maytt., das beschloßene Armistitium solten und wären entschloßen, zu Vollenführung des glüklich angefangenen Werkes verscheiner Willnischen Commission abermahl ihre Commission nach der Wilde, selbige Tractaten wieder zu reassumiren, zu deputiren, weswegen dan auch Ihr[e] Königliche Maytt. und die Republ[ic] in Pohlen auch der ihrige mit einer volligen Vollmacht dahin ordnen solten.
Den 27. Jan. ward der brandenburg[ische] H. Borentin zur Conferentz, gab zu verstehen, wie daß Ihr Churfürstliche Durchl. auf Begehren Ihro Czar. Maytt. der unter Riga geschloßenen Neutralitets Puncten in Praesent Ihr Czar. Maytt. Abgesandter Afonasei Nesterow ratificiret und aprobiret hatten, desselbigen gleichen möchten auch Ihr Czar. Maytt. zu selbige ratificiren und verabschiedeter Weise zu conformiren belieben. Auch wahren Ihr Churfürstliche Durchl. auf Ihr Czaar. Maytt. Begehren und Anhalten durch vorgedachten dero Abgesandten von der schwedischen Seite abgetreten und hätten sich numehro wieder gäntzlich, nachdem sie in ihren Quaesiten von der Cron Pohl. befriediget worden, mit der Republ[ic] in Pohl. conjungiret, daß demnach auch Ihr Czaar. Maytt. gegen den König von der Chron Pohl. in aller Freündschfft laut seiner Resolution zu verfahren und bey dero Intention zu continuiren sich bequahmen möchten. Ihr[e] Churfürstliche D[urchlaucht] aber wolten ihren besten Fleiß anwenden, damit der angefangene Willnische Vertrag zur Vollkommenheit gelangen und seinen Efect erreichen konte, daß auch außbenommen Ihr Czaar. Maytt. keinen einigen Potentat zur Succession der (51v) Chron Pohlen nicht gelangen möchte, hielte darneben streng an, daß, in dem Ihr Czar. Maytt. mit Ihr[er] Churfürstlichen Durchl. gemeine Hand halten wolten, umb zu verhüten, daß keiner vom Hause Östereich in itzigen pohl. Unheil und schweren Krieg sich zur Succession der Cron Pohlen eindringen möchte. Aber die Neutralitet zu approbiren ward gantz abgesaget, vorgebend, daß es nicht gebräuchlich wäre, daß die Großherren, Czaaren und Großfürsten in Moscau, solches vor diesem gethan hätten.
Den 28. Janu. ist der Brandenburgsche bey dem Cantzler Almar Ivanowitz nebenst dem Moscowitschen Hoffmarcharl Fedor Michalowitz Artischow zur Aben[d]mahlzeit gewesen und prechtig tractiert worden, nur bloß darumb, ob er sich nicht betrünken, ein etwas auslaßen und eiferer Sachen zum besten resolviren würde. Aber er aß und trank lustig und wolte sich diesen Abend in keine einige Discurse seines Gewerbes wegen einlaßen.
Den 29. Jan. wurden die königlichen Unger[i]sche zur Conferentz beruffen und hielten im Nahmen Ihres Allergnädigsten Königs und Herren, Ihr[er] Königlichen Maytt. in Böhmen und Ungern, an, daß die bey dero H. Vater Glorwürdigster Gedächtnüß angefangene Interposition zwischen Ihr[er] Czaar. Maytt. und Ihr[er] Königlichen Maytt. in Pohlen weiden möchte, im Nahmen Ihr[er] Königlichen Maytt. in Böhmen und Ungern, angenommen und zwischen beyden Reichen alle Zweytrachten und Uneinigkeiten an Seit gesetzet werden und der edle Fried und Einigkeit erbauet werden. Aber ihre Interposition anzunehmen ward kurtz und gut abgesaget.
Hernach ward auch der königliche dehnische Abgesandter zur Conferentz, hielte wie vor an umb Abprobirung der Aliantz wieder Schweden, spührete aber in seinem Begehren gar einen schlechten Succes, weilen die unsrigen nunmehr nicht ungeneigt wahren, mit der Cron Schweden in Frieden sich einzulaßen.
(52r) Den 30. Jan. kahmen die persianische Ambasadeurs, in die 200 Persohnen und darüber stark, auf der Moscow an und wurden mit einer großen Pompe empfangen.
Den 7. Febr. ward dem gantzen Reich der Dienst wieder der Chron Pohl. angekündiget, nach den zaporowschen Kosaken Order gesand, daß sie sich fertig halten solten, so bald nur Befehl gegeben wurde, die Pohlen anzugreiffen.
Den 9. Febr. hatte der persianische Ambassaduer Audienz und praesentirten von ihrem Könige viel prechtige Geschenke, türkische Pferde, feine Güldstük, viel ungesponnen Seyde und Salpeter.
Den 10. Febr. ist Stolnik Iwan Telepnew, der bis dato cunctieren müßen, abgangen mit selbiger Resolution, wie vor bey dem 26. Jan. specificiret.
Den 17. Febr. ist der Ungerisch[e] abermahl zur Conferentz gewesen, ward beschuldiget, wegen Ihr Czaar. Maytt. Tittul, die er nicht gebührlicher Maaßen gebrauchet, sondern verändert hätte. Auch ward sein Begehren wegen der pohl. Tractaten gantz verworffen, weilen wir wieder den Pohl. in die Haar zu greiffen gesonnen wahrren.
Den 20. Febr. wahren nacheinander der königliche Unger[i]sche und der churfürst. Brandenburgische vor Ihr Czaar. Maytt. und bekahmen recht malcontent ihren Abschiedt. Der königliche Ungarische wolte nochmahls keiner Maytt. bey Erwehnung des czar[i]schen Nahmens gedenken, sondern redete nur von Czarischer Großmächtigkeit, ließ auch den Brief, der ihm von Ihr Czaar. Maytt. an Ihr[e] Königliche Maytt. in Ungern und Böhmen gegeben wahr, weiln ihm mit Großmächtigsten, sondern nur mit einem positivo, Großmächtigen, geschrieben, in Quartier auf der Taffel liegen und reisete seiner Wege.
Der Brandenburgische reysete auch, weilen ihm die ge(52v)schloßene Neutralitet unter Riga nicht allein nicht ratificiret, sondern auch, daß Ihr[e] Churfürstliche Durchl. mit der Chron Pohl. der Alliantz sich eußern solte, zu verstehen gegeben ward, mit großem Unwillen davon, denn er gewiß einer viel beßerer Expedition versichert anhero kommen wahr.
Den 18. Marcii bekahmen wir Zeitung, wie daß zwischen Schweden und Dähnmarken zu Friedrichsstadt ein Frieden geschlossen und die Schweden den Dähnen Puncten nach ihrem Belieben vorgeschrieben hätten.
Den 19. Marcii ist der pohl. Curier Golecki nach Moscau kommen.
Den 23. Mar. ist er zur Audientz gewesen, bringet mit sich, daß Ihr[e] Königliche Maytt. den letzten May denen Stenden einen Reichstag angesetzet hatten.
Den 26. Martii ward der Stolnik Afonassij Nesterow abermahl zum Churfürsten von Brandenburg abgefertiget, umb zu verhüten, daß Ihr[e] Churfürstliche Durchl. keine recht vertrauliche Aliantz mit der Chron Pohlen eingehen mochte, und wann sie auch schon eingegangen sein solte, darnach auszusein, daß dennoch auch die mit Ihr Czaar. Maytt. unter Riga geschloßene Neutralitet in ihren Vigor bleiben und daß von Ihr Churf[ürstliche] Durchl. der Chron Pohlen gegen Moscau keine einige Assistentz weder mit Rath noch mit That, gegeben werden möchte im Fall aber müglich, dahin zu bearbeiten, daß vorige mit der Chron Schweden getroffene Einigkeit ernueret und wiedergebracht würde.