Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 70 из 95

Der Okolnitzey und Woywod Knias Iwan Iwanowitz Lobanow Rostowskij besetzte das abgebrandte und das gantz verwüstete Bychow mit russischen Völkern, die sich gantz auffs neüe bauen und die verdorbene Pasteyen und Wälle verbessern und fortificiren musten. Die in Bychow gefangene Adelschafft aber wurde laut Ihro Czar. Maytt. Befehl jeglicher nach dem Schloße, in welchen Gebüth sie vorhin wohnhafft gewesen waren, den russischen Gouverneurs und Commendanten zugeschikt, damit sie alle als Verräther und Meyneidige in Praesentz der ihrigen andern zum Abscheu möchten strangulirt werden. Der General Lobanow mit seiner gantzen Armee marchierte zurük nach Moskow, mit Bychowscher Beüthe wohl beladen, führten auch darneben den gewesenen Bychowschen Commendanten Iwan Nietzajew nebst seiner Gemahlin, Haab und Güttern mit sich. Alß sie nun zu Moskow arriviret waren, wurde des Nietzays Gemahlin ihrem leiblichen Bruder, dem zaporowischen Kosakschen General Jurasch Chmielnickij, zugefallen, mit Haab und Gütter erlediget und nach der Ukrain abgelassen. Ihr Mann aber, der Nietzay, muste heimlich weggebracht, an ferner Örter verschiket (83r) und vor todt ausgesprenget werden.

Auch mit der pol. Adelschafft, die nunmehr an unterschiedliche Örter in die Gebüther gefänglich eingebracht war, ward eine jämmerliche Tragoedie in den Grentzstädten vorgenommen, welche, nachdem sie, in schwerer und langer Gefängnüs sitzend, gnugsahm gemartert und gepeiniget und also zugerichtet waren, daß kaum mehr eine menschliche Gestalt an ihnen zu sehen und zu spühren, endlich wieder hervorgebracht, öffentlich gepeitschet und ausgeführet, auch gar spötlich bey allen Städten und Fleken stranguliret und tyranischer Weise hingerichtet wurden. Unter denen waren zwar etzliche, die den Russen vorhin gehuldiget und geschworen, hernach aber treüloß worden, die meisten aber waren gantz unschuldige Leüthe, die nimmer geschworen und dem russischen Joch sich unterthänig gemacht, vielmehr, in den occupirten Örtern ihr Hab und Gutt verlassend, im Exilio sich bis hirher kümerlich ernehret und in Litthauen und Polen mit Weib und Kinder sustentiret hatten. Da sie aber vorm Jahr vernommen, daß diese Örter abermahl unter pol. Obrigkeit gerathen, sich jeglicher zu seiner Heymath (83v) verfüget und endlich vor Furcht der arrivirenden russischen Armee in die Festung Bychow retiriret hatten. Es ward aber ihrer keiner perdoniret, sondern es musten die Schuldigen mit den Unschuldigen gleiche Straffe leiden und ausstehen. Auch mit den andern, so annoch unter russischen Schutz waren und nimmermehr wieder sie einiges böses Vornehmen hatten machen lassen, wurden gar strenge Proceduren vorgenommen, daß auch umb den abgebrandten Fleken herumb mit Wahrheit mehr Galgen mit adeligen Cörpern behangen, denn Häuser drinnen zu sehen waren. Vielen von den pol. Einwohnern wurden aus lauter Mißtrauen und ungegründeter Suspicion durch die Woywoden ihre Gütter genommen, sie selbst unmenschlicher Weyse gepeiniget, gemartert und also ins Elend nach Sibirien und anderen ferneren Örtern des Reichs verschiket, die andern, so annoch hinterstellig blieben, lebten allezeit nur in Furcht und Schreken, keine sichere Stunde geniessend.

Unterdessen lavirte der Bojar und General Knias Iwan Andrewitz Chowanskij mit der Neugardischen und Pleskowschen Armee in Litthauen und verübte unmenschliche Thaten, dem als er den Generalmusterh[er]r Graff Polubinskij (der mit einer starken Parthey von der littauischen (84r) Armee des Chowanskij unchristliche Proceduren zu hemmen commandiret war) durch Versprechung eines gewissen Armistitii verleitet und in Sicherheit gebracht, auch gar endlich in die Winterquartier auff jener Seite des Bugs ihnen practisiret hatte, commandirte er eine strarke Parthey nach Zlabudow und Orla, allda sich das pol. Volk vom Lande retiriret hatte und, durch einen Stillstand versichert, die Heyl[igen] Weynachten zu feyeren versammlet waren, ließ alle Mannschafft, der doch gar wenig verhanden, weilen die meisten der Armee beywohnten, niedermetzen und nahm bey 10.000 Personen adelicher Frauen, Jungfern und Kinder gefangen, mit denen jämmerlich procediret ward, eroberte auch eine reiche Beüthe, also daß der allergeringste Soldat, so zu Fuß ins Land hinein marchiret war, zu zwey auch wohl drey Wagen, gefüllet mit allerhand Haußgeräth, nach Hause schikte. Dieser Gestalt überzog der General Chowanskij in der schweren Winterzeit, da der grossen Kälte wegen sich keiner im Walde und Morasten bergen konte, das gantze Großfürstenthum Litthauen, verheerte und verbrandte Städte und Dörffer, verdarb allen Vorrath, und unzehlich viele Leüthe wurden elendiglich nach der Sklawerey weggeführet, und nur die vornehmsten (84v) mit russischer Besatzung besetzet. Endlich gegen das Vorjahr bloquirte er das Schloß Lachowitz, setzte sich mit der gantzen Armee drunter und that sein Bestes mit Stürmen und Approchiren, selbiges zu erobern, möchte aber nichts daran gewinnen, desgleichen auch an Nieswics, continuirte denn mit grosser unnachlässiger Belagerung solange, bis sich die pol. Armeen von der preussischen Gräntze, nehmblich die Littausche unter dem General Paul Sapieha und die Cron geworbene Völker unter dem Palatino Stephan Tzerneckij zusammenzogen, ihn, weilen er sehr kek war, aus seinem Lager unter Lachowitz 6 Meilen ins Feld unter Polonka lokten und totaliter in die Flucht schlugen, auch sein gantzes Lager unter Lachowitz eroberten, viele tausend der seinigen niedergemetzten, 50 Standarn und Fähnlein nebst einer grossen Bagage und Anzahl der Gefangenen, unter welchen auch sein Unterfeldherr, der Woywod Knias Siemion Lukitz Scherbatoy, der die Avantgarde commandirte, und viele Obersten, Oberlieutenanten und andere Officier waren, erhielten nebst allen groben und kleinen Geschutz die gantze Artillerie, so er bey sich hatte. Dieser General Chowanskij war so frech und vermessen, daß er auch kurtz vor dieser seiner Niederlag (85r) von seinem grossen Herren, Ihro Czar. Maytt., expresse Ordre und Befehl begehrte, ob er ihm die gantze Cron Polen unterthänig machen oder dero König Johannem Casimirum gefänglich überantworten oder gantz vertilgen solte, welche freye und freche Resolution der Obrigkeit nicht übel gefiel, da sie die Polen mit einer Commission, bey der ein unmöglicher Punct der Kosaken wegen eingemischet ward, auffzuhalten sich bemüheten, umb nur die Zeit zu gewinnen und diesen Intent zum gewünschten Zwek zu leiten. Es muste aber vor diesmahl nachbleiben, weilen die Pol., vielleicht diesen Betrug merkend oder die greüliche Tyranney und unchristliche Proceduren, so diese Zeit hero an unschuldigen Leüthen und bey Verwüstung des gantzen Landes verübet hatten, nicht länger ertragen mögend, in der Eil mit der Cron Schweden zum Frieden griffen, ihre Armeen (weilen sie nunmehro von der schwedischen Seite sicher waren) zusammenrafften und diese grausahme unmenschliche Bestien, die ihnen das Land gantz verheeret und verdorben und viel Menschenfleisch gefressen hatten, aus dem Lande über die Grentze (85v) prügelten und den Flüchtligen bis unter Polotzk Tag und Nacht nachsetzten, wenige liessen. Gegen den Herbst brachte Chowanskij nach dieser Niederlage seine Armee wieder zusammen, die dann mit etzlichen neüen Regimentern zu Pferd und zu Fuß verstärket ward, daß sie abermahl ins Feld zu rüken capable schien. Nachdem nun den Generalen und Woywoden Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow (Obolenskij) anbefohlen war, aus Moskau mit einer neüen wohlmundirten Armee den avancirenden littauischen General Sapieha und Tzernetzkij zu begegnen und ihnen ferner ins Land zu rüken zu verhüten, der sie denn auff der Basse, 6 Meilen von Mohilow, hemmete und ihnen eine wakere Feldschlacht liefferte, daß auch von beyden Seiten eine ziemliche Anzahl auff der Wahlstatt bliebe, wurde dem General Chowanskij Ordre gegeben, daß er mit seiner verstärkten Armee dem Dolgorukow aus Polotzk zum Succurs gehen und die Polen von hinten angreiffen solte, damit sie, von allen Seiten umbringet, viel sicherer attaquiret werden konten, weilen auch der kosaksche Substitutus Wasiley Zlotorinkow mit 15.000 Kosaken von Staradub auff den pol. rechten Flügel und (86r) der Okolnitzey und Woywod Knias Piotr Alexiwitz Dolgorukow Obolenskij mit einer Armee von 9.000 Mann von Orsza auff den linken Flügel zumarchierten. Nun solte Chowanskij aus Polotzk auff Tzereyen ge[h]en und sie von hinten angreiffen, welches die pol. Generalen merkend, nicht weiter auff der Basse cunctiren wolten, sondern liefferten alsobald (wie gedacht) im ersten Anzuge dem General Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow eine öffentliche und redliche Feldschlacht, welche ihnen auch ziemlich, wen nicht die schwartzfinstere Nacht, Feyrabend zu machen und den Feind, dessen gantze Cavalerie schon getrennet war, mit der Infanterii bewehret hätte, gelungen wäre, und marchierten also, dieser gefährlichen Conjunction zu entgehen (ihr Lager auff der Basse in der Stille verlassend), gerade auff den avancirenden General Chowanskij, der sich ihrer immermehr vermuthet hatte, zu. Der General Dolgorukow aber war der Meinung, als ob die Polen nach gehabter Schlacht ruheten und erwartete mit Verlangen seiner Conjugirten, bis er endlich in Erfahrung kahm, daß die gantze pol. Bataille also bald nach gehaltener (86v) Schlacht unter Sklow über den Dnieper gezogen und sich nach Litthauen retiriret hätte, im kurtzen aber, da er mit seinem Lager nach Mohilow auffgebrochen war, zumarchiren, umb sich allda mit dem Zlotrinkow, auch seinem Bruder Knias Piotr Dolgorukow zu conjungiren, bekahm er Zeitung, daß der Chowanskij schon unter Tzereyen von den Polen aus dem Felde gejaget, auch sein Lager und die meiste Artillerie verlassen hätte und daß auch sein Bruder, Knias Piotr Dolgorukow (welcher den Polen die Brüken unter Smolensk abzuwerfen commandiret war und eben zur rechten Zeit, als die Armeen schon übermarchiret und nur etzliche Trouppen zum Hinterhalt verblieben, angelanget wäre), ziemliche Stösse bekommen hätte, muste demnach, alsobald er zu Mohilow arriviret war, eine starke Partey seinem Bruder zum Succurs auscommandiren, mit welchen es aber dazumahl schon keine Noth hatte, weil er sich retiriret und die Skuten, so mit Munition und Proviant von Smolensk nach Mohilow schiffen solten, den Sklowinen zur Beüte zulassen hatte. Der General Tzernetzkij, so bald er über den Dnieper hinüber war, nahm er gute Völker (87r) und eilete gerade auff Chowanskij zu, welcher des Kmititzs Partey, so von dem General Sapieha wegen Kundschafft auscommandiret, geschlagen und in die Flucht gejaget, auch von seiner Seiten eine Partey von 1.800 Pferden, selbige ferner zu verfolgen, unter Commando zweyer Obersten zu Pferde, nehmlich David Zibin und Bilsen, auscommandiret hätte. Die Partey, den Kmititz verfolgend, geriethe den arrivirenden Tzernetzkij in den Rachen und ward von ihm nicht allein totaliter geschlagen, sondern alle Gefangene, so von Kmititz erobert, abgenommen. So bald nun der General Chowanskij, welcher unter Tzereyen in einem wohl verschantzten Lager stand, von neüen pol. Trouppen und seiner auscommandirten Partey Niederlage Kundschafft erhielte, ließ er alsobald Alarm blasen, ließ das Lager mit der gantzen Munition und Bagage stehen, welches dem arrivirenden Feind zur Beüte ward, und marchirete gerade auff Polo