Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 71 из 95

tzk zurük. Tzernetzkij, nachdem er das verlassene Lager, Munition und Bagage erobert hatte, eilete den Flüchtigen nach, schlug sie auff allen Päßen bis Polotzk und bekahm viel Standaren, Fähnlein und Gefangene. Unterdessen hatte sich (87v) der General Dolgorukow unter Mohilow allbereit mit seinem Bruder und dem kosakischen Obersten Wasilij Zolotarinkow conjugiret. Weilen aber der zaporowische General Jurasch Chmielnickij mit seinen bey sich habenden Kosaken an dem Russen treuloß worden, sich mit den Polen und Tartern in der Ukrain verbunden und dem Bojaren und Statthalter zu Bieloosiern General Wasiley Borissewitz Scheremetow (welchem er zum Securs zu kommen verheissen), verleitet und unter Kotelnik nebst den Cron General Potockij und Lubomirskij bloquieret hatte, daß auch der General Scheremetow, nachdem er sich gegen die Polen, Tartern und Kosaken ritterlich auff das eüsserste gewehret und mit Verlust vieler Völker auff beyden Seiten lange retiriret hatte, da er keinen einigen Securs erwarten konte, sich durch Accord der Cron Polen Generalen Stanislaw Potockij und Juria Lubomirskij ergeben muste, ihnen Kiow, Perejaslaw, Niezyn und alle Plätze in der Ukrain, die vorhin den Polen gehörig gewesen, abzutreten, und die russische Besatzung auszuführen verheissen that, auch so lange, bis dieses alles von russischer Seiten erfüllet würde, er selbst mit (88r) seinem Cammerathen, dem Unterwoywoden, mit der gantzen russischen Armee, Ammunition, Stüke und Bagage zum Unterpfandt bey ihnen verbleiben wolte, wenn aber diese Festungen an die Cron Polen übergeben und die russische Besatzungen ausgeführet waren, solte der General Scheremetow mit alle den seinigen und der gantzen Armee, Artillerie und Bagage von den Polen, Tartern und Kosaken frey Geleit bis Putiwl auff der russischen Grentze haben. Weilen aber dem General Scheremetow diese seine Zusage zu vollenbringen unmöglich war, als kahm er darüber selbst den Tartern in die Hände, seine Cammerathen aber, nehmlich der Okolnitzey und Woywod Knias Osip Iwanowitz Scherbatoy und der Stolnik Knias Grigorey Afonasiewitz Koslowskij, auch der Woywod Iwan Paulowitz Akinfiew, blieben bey der Cron Armee gefangen, die übrigen Officier, Edelleüthe, Reüter und Fußknechte, derer noch über 30.000 Mann waren, wurden theils dem Tarter, theils der pol. Soldatesque zum Raube, die gantze Artillerie, Ammunition, Bagage, Standaren, Fähnlein, Ober- und Untergewehr ward der Cronarmee zutheil. Weilen nun diese mächtige Niederlage, wie gedacht, durch Untreü des Generals Chmielnickij ins Werk gerichtet, (88v) und die zaporowschen Kosaken alle, so auff der andern Seite des Dniepers wohneten, von Ihro Czar. Maytt. abgefallen waren, aber die Nieswischen, Czernichowischen und Sewerischen nach, über welche dieser Wasiley Zlotarinkow und die anwesenden Obersten und Hauptleüthe, auch alle gemeine Kosaken im Nahmen ihrer Brüder, aller auff dieser Seite von den russischen Grentzen des Dniepers wohnhafften Kosaken, Ihro Czar. Maytt. treü und hold zu verbleiben, ungeachtet aller wiederlichen Proceduren ihres Generals und der über den Dnieper gesessenen Kosaken, in Mohilow bey einer öffentlichen Versammlung ihren Eyd und erhielten von dem General Dolgorukow viele köstliche Verheissungen. Endlich marchirete der General Dolgorukow, auch sein Bruder mit ihren Armeen zurük nach Smolensk, der Zlotorinkow aber mit seinen Kosaken nach ihrer Heymath, woher ein jeder kommen war.

In diesem Jahr eroberten die Polen und Litthauer von den Russen das gantze Großfürstenthumb Litthauen wieder, auss der Hauptstadt Wilde nach, und etzliche Festungen in Weißreüssen und Sewerien.

(89r) Die neüe kupfferne Müntze in Moskow, so bis hirher recht gangbar gewesen, ward durch Übermuth und Schelmstüke der Verwalter, welche Ihro Czar. Maytt. einigen Profit zu machen, am meisten aber ihren eigenen Beütel zu füllen vermeinten, sehr vergeringert und kahm zum grosssen Abschlage, weil sie im Schatz nicht mehr so gut und gangbar als die silberne angenommen ward, wornach sich dan auch der gemeine Mann richtete. Deßen ungeachtet musten sie von den Bedienten, auch allerhand Condition Leüthen, die ihre Gage und andere Einforderungen aus dem Czar. Schatz hatten, gleich der silbernen angenommen und entfangen werden.

Das 1661 Jahr

Den 2. Januarii haben die russ. Commissarien, so zu den schwedischen Tractaten nach Lieffland deputiret, der Bojar Knias Iwan Siemonowitz Prosorofskij etc., nach der Handküssung von Ihro Czar. Maytt. ihren Abschied bekommen.

Den 7. Januarii ist der Dworianin Ivan Afonasiewitz Zelabowskij, zu dem Churfürsten von Brandenburg als Gesandter deputiret, von Moskow gangen, umb selbigen von der pol. Union abzuleiten und zu persuadiren, daß er, mit Ihro Czar. Maytt. conjugiret, (89v) mit der Cron Polen einen Krieg anfangen möchte.

(89v) Den 16. Februarii ist der von der pol. Seite gefangene Oberste Lisowskij zu Moskau eingebracht. Weilen er aber vor diesem Ihro Czar. Maytt. gedienet und zu den Polen übergelauffen war, wurde er nicht bey andern pol. Gefangene gesetzt, sondern als ein Verräther in einen finstern Thurm gestekt.

Den 27. Februarii ist abermahl ein Dworanin, Jefrem Bachmethow, nach Krim abgefertiget, umb bey dem Chan auszuwürken, daß der gefangene General Schweremetow vor den General Gonsewskij (solte auch etwas Geld zugegeben werden) ausgegeben, auch alle gefangene Russen vor eine billige Rantzion erlassen, der Chan, desgleichen der Kalga Nuradin und alle seine Beambte, denen etwas vorhin gegeben worden, vor alle restirende Jahr die Praesenten auff einmahl annehmen solte, daß also der vorigen Freünd- und Brüderschafft Erneüerung wiederbracht und befestiget werden möchte.

Den 11. Martii ist in dem czar. Schloße ein mächtiger Brand entstanden, daß auch alle Provianthäuser abgebrandt.

Den 31. Martii ist der russ. Courier Wasiley Mikonkyn aus Schweden mit einem königlichen Brieff angelanget, bringet mit, daß die Schwed. Commis(90r)sarien, wohlgevollmächtiget nach Lieffland auff die Tractaten zu gehen, bey seiner Zeit bereit gewesen.

Den 22. Aprilis kommt Zeitung, daß die Röm. kayserlichen Ambassadeurs und Räthe Augustin von Meyern, Horatius Wilhelmus Calucius mit ihrer gantzen Suite von dem Dworanin Iwan Afonasiewitz Zelabowskij zu Kokenhausen entfangen sind, von da sie gerade auff Moskow zu gehen resolviret.

Den 4. May ist der Diak Iwan Tatarinow aus der Tartarey von dem crimmischen Chan nach Moskow mit gar schlechter Verrichtung angelanget.

Den 12. May ist der crimmische Abgesandte Machmet zu Moskow arriviret.

Den 15. May sind die Röm. kayserlichen Ambassadeurs von Meyern und Calucius, 22 Personen stark, zu Moskow arriviret und mit grosser Pracht entfangen worden, also daß der gantze Czar. Hoff, die Cammerherren, Stolniken und Hoffjunker und bey 15.000 Pferde wohlmundirter Cavallerie, auch bey 20.000 Mann Infanterie mit fliegenden Standaren und Fähnlein, auch gerührten Feldspiel sie zu entfangen entgegen gerüket bis ins Feld hinaus, eine halbe Meile von der Vorstatt. Es ward auch denen H. Ambassadeurs eine prächtige Carosse von 6 Pferden, welches vor diesem keinem einigen frembden (90v) Ambassadeur wiederfahren, weilen sie allezeit zu Pferde einreiten musten, entgegen geschikt, auch die russischen Ceremonien des Absitzens und wegen der Oberstelle im Einzuge, wie vorhin gebräuchlich worden, gantz nicht observiret, sondern den Ambassadeurs in allem ihr Wille gelassen, welches noch keinem einigen Ambassadeur, so lange Moskow stehet, wiederfahren ist.

Den 17. Maj hatten die tarterschen Abgesandten Audientz, welche den Bogen sehr hoch spanten, praetendirend, daß der Cron Polen alle und jede occupirte Örter alsobald eingeräumet, ihre und auch die pol. Leüthe, so in itzigen und vorigen Kriege gefangen worden, alle sämptlich auff den gringsten nach erlaßen, die von den zaporowischen Kosaken unter russischem Schutz übrige Rebellen der Cron Polen ex nunc ausgeantwortet, die dohnische Kosaken abgeschaffet und dem grossen Chan alle manquirende Peltzwerk und Ducaten, die etzliche Jahre her nicht erleget worden, stündlich gezahlet, auch die russische Gefangene, so bey ihnen sind, in dem Preiß, wie sich einige derselbst geschätzet hätte, vor gute Ducaten und Reichsthaler rantzioniret werden möchten. Wann, alle die Puncta bewilli(91r)get, ihnen völlige Genüge geschehen, solte die vorige Freünd- und Brüderschafft zwischen dem Chan und Ihro Czar. Maytt. aus Moskow wieder reassumiret und erneüeret werden.

Den 18. May haben die Kayserliche bey Ihro Czar. Maytt. öffentliche Audientz gehabt. Nach der Congratulation ward die alte unter beyderseits Antecessoren wohl und löblich gepflegte Correspondentz und Freündschafft nicht allein bey den Potentanten zu handhaben, sondern auch fest bey selbiger Continuation zu beharren gesuchet, in dem Ihro Röm. Kayserlichen Maytt. gutte Inclination und Geneigtheit und bezeüget, im übrigen umb eine Conferentz angehalten.

Den 20. May sind die Röm. kayserlichen Legaten mit den von Ihro Czar. Maytt. Deputirten Bojaren und Räthen, dem nechsten Bojaren und Statthalter zu Kasan Knias Alexej Nikititz Trubetzkoy, dem Bojaren und Statthalter zu Susdall Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow, dem Okolnitzey und Zeügmeister, auch Statthalter zu Rzow Bogdan Matthwewitz Chytraho und der Gesandtschafften Cantzler Almar Iwanow, zur Conferentz gewesen, offerirten. zwischen Moskow und der Cron Polen das langwierige Bluttvergiesen abzuschaffen, Ihro Röm. Kayserlichen Maytt. Interposition. Nur wegen der Titul, daß Ihro Czar. Maytt. (91v) in Ihro Kayserlichen Maytt. Brieff nur Großmächtiger und Großmächtigster, auch von den Legaten nicht Czar. Maytt., sondern nur Czar. Großmächtigkeit tituliert ward, begunten sich einige Controversien zu erregen.

Den 24. May haben die Kaiserlichen die andere Audientz gehabt, und sind die schrifftliche Testimonia, wie von alters her von Ihro Röm. Kayserlichen Maytt. an Ihro Czar., auch dero beyderseits Antecessoren die Titel geschrieben und ein Reden, von dero Gesandten gebracht zu werden, auffgeleget, demnach die Kayserliche bis auff ferneren Ihrer Kayserlichen Maytt. Befehl in Schrifften und Worten Ihro Czar. Maytt. gnüge den vorigen Schrifften zu veneriren und zu ehren angelobten. Dennoch wolten sie alsobald deswegen einen Expressen an Ihro Kayserliche Maytt. ergehen lassen, was in dem ferner dero Wille und Befehl seyn würde, zu vernehmen.