Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 73 из 95

ward, konte die Armee, wie gerne sie auch wolte, keine Sicherheit im Lande haben, musten demnach theils Regimenter mit der nunmehr halbjährigen Belägerung zu continuiren unter der Festung nachgelassen. Ihro Königliche Maytt. in Polen Johann Casimir aber, diesen gefährlichen Zustand seines Reiches vernehmend, gebrauchte allerhand Mittel, die böse Intention der Armeen zu moderiren und sie wieder den Feinden der Republique, den Russen (unter dessen schweren Joche noch viele Provincien, Städte und Leüthe des Reiches winselten), aufzumuntern, damit ihm seine geschwächte Macht wieder zu verstärken, bekommen würde. Aber es wolte weder Vermahnen noch Bitten helfen, weswegen Ihro Königliche Maytt., nachdem sie sich wieder den Einfall des Feindes auf der Cron Gräntzen der Tartarn und der Cosaquen (98r) Treue versichert hatten, selbst nach Litthauen sich zu begeben und die Armee in Verfolgung der Victorie wieder den Feind zu animiren, vernehmen musten. Aber ehe Ihro Königliche Maytt. die littauschen Gräntzen erreichet hatten, lieff Zeitung ein, wie daß der russische General Knes Ivan Andrewitz Chowanskij mit einer wohlmundirten Armee von 20.000 Mann zu Pferde und zu Fuß Wilde zu entsetzen im Anzug wäre, auch bereits aus Polotzko aufgebrochen wäre. Dennoch Ihro Königliche Maytt. der Littauschen, obgleich gäntzlich wegen einiger in verflossener Zeit von der Generalitaet erlittenen Injurien und Vorenthaltung ihres Soldes confoederirten Armee die vorstehende Gefahr ihres Vaterlandes zu erkennen gebend, des Feindes Intention vorlegte, bittend, daß sie vor diesmahl der Republique die verpflichte Schuldigkeit und Ihro Maytt. als dero mit Eyde verpflichteten und gehuldigten König und Herrn diese Treue erweisen wolten und den herannahenden Feind ferner ins Land zu gehen verhindern möchten. Dennoch konte die Armee, welche einen tapfferen und dem Vaterlande getreuen Marechal Zuronskij erwehlet hatte, diesen Ihro Königlichen Maytt. lautseeligen Anbringen nicht contradiciren, sondern machte sich in der Eil auf und traff den anmarchirenden Feind unter Kusnikowij, allda sie auch also bald mit ihn in Action gerieth und ihn totaliter aus (98v) dem Felde schlug. Die meiste Amunition und Bagage wurde denen hungrigen Littauern zur Beute. Bey 600 Officier und vornehme russische Edelleute (unter welchen auch des General Chowanski ältester Sohn, Kn. Pieter Chowanskij) wurden gefangen, auch 40 Standarten und Fähnleine erobert. Weilen aber H. Königliche Maytt. auch in der Nähe zu Gluboka arriviret war, wurden alle Gefangene aus Respect demselben praesentiret und die russische Estandarten und Fähnleine zu dero königliche Füsse geleget. Jedoch verblieb die gantze Armee bey ihren conceptirten Confoederationspuncten, bis sie in ihren Petitionen contentiret würden, doch dergestalt, daß unterdessen dem Feinde über die itzige Gräntze zu gehen und dem Vaterlande einigen Wiederwillen zuzufügen, nimmermehr zugelassen, sondern ihm allenthalben mit bewehrter Hand begegnet werden solte. Von Gluboka begaben sich Ihro Königliche Maytt. nach der Wilde, selbige langwierige Belagerung zu kürtzen. Ehe sie aber anlangten, hatte die russische Besatzung nicht allein das Schloß, sondern auch ihren Gouverneur Kn. Danilo Jefimewitz Mischetzkij mit etlichen Officiren, welche bey sich beschlossen hatten, noch einen Sturm auszuhalten, wenn aber selbiger nicht gelungen würde, nach einem Pallast sich mit all dem Volke (allda (99r) der gantze Schatz, Amunition und beste Sachen hingethan waren) zu reteriren und sich selbst zu sprengen, den pölnischen Völkern übergeben. Diesem Gouverneur, Kn. Danilo Meschetzkij, grauete, den Polen in die Hände zu gerathen, weilen er viele unchristliche tyrannische Proceduren in der Besatzung an den polnischen in der Wilde wohnhafften Leüthen verübet hatte, denn er grausahm tirannisirte, daß es unmüglich zu beschreiben. Denn nachdem er währender Belagerung alle Manßpersonen durch greuliche unterschiedene Marter und Pein hingerichtet hatte, ließ er endlich auch die polnischen Weibsbilder durch allerhand Tortur zu Tode plagen, theils wurden bey den Rippen an Haaken gehenket und so lang gehalten, bis sie den Geist aufgaben. Viele, so schwanger, haben also hängend gebohren und sich also mit der Frucht zu Tode geplaget, andern ist das Maul mit Pulver gefüllet und angesteket. Viele sind mit Peitzschen zu Tode gepeitschet, gespiesset, gebraten, gesenget und gebrennet worden. Nun wuste er, daß gar viele bey der pol. Armee verhanden, die durch seine unmenschliche Tyranney theils ihre Eltern, theils Schwestern und Brüder, Weib oder Kinder verlohren hätten. Demnach konte er sich ein gewiß Facit machen, wie ihm seine Boßheit möchte belohnet und recompensiert werden. Deswegen wolte er (99v) viel lieber selbst sein eigener Henker werden und von seinen eigenen Händen, die viel unschuldig Blutt vergossen hatten, den Todt, welchen er wuste, verdient zu haben, nehmen, denn daß er deswegen öffentlich seinen Feinden Red und Antwort geben und seiner greulichen Thaten wegen vor der gantzen Welt solte berichtiget werden. Demzufolge er mit 7 Officiers, so ihm treu und seiner Tyranney Mitgenoßen waren, allen Schatz an einen besondern Ort im königlichen Hoffe, auch das Pulver tragen und den andern anbefehlen ließ, daß sie noch einen Sturm von den Polen aushalten, wenn aber der nicht gelingen würde, an diesen Ort sich retirieren und mit den Polen accordiren solten. Er aber und seine 7 Getreuen hatten beschlossen, als dann, wann alle das Volk in einem Saal sich versamlet hätten, das Pulver anzusteken und sich also mit allem Schatz und Leuthen in die Lufft zu sprengen. Weilen nun dieses sein gottloses Vornehmen von den andern gemerket, als wolten sie nicht länger den Effect der bosen Intention zu verhindern warten, sondern grieffen den Gouverneur und seine Getreuen mit ihm, schmiedeten sie in Eisen und übergaben die Festung nebst sie den Polen. Der Gouverneur ward endlich wegen vorgedachten vielen unerhörten unchristlichen Thaten, so er verübet hatte, auch umb seines Hochmuths und stoltzen Worte, die ihm, (100r) als einen gefangenen Tyrannen, dem königlichen Pardon praesentiret ward, nicht anstunden, durch ein öffentlich Decret, da seine Tapfferkeit und Treue, die er seinen Herren, Ihro Czar. Maytt., und dem russischen Reich bezeuget hätte, hochgerühmt, sein grosses Ungelük, darinn ihm seine Tyranney gestürzet, beklaget und wegen vielen Injurien und unchristlichen Thaten, die er verübet, das Urtheil, nehmlich der Todt, den er von Rechts wegen durch viele Marter und Pein zu leiden wohl verdienet, Ihro Königliche Maytt. aber, diesem allen vielmehr sich fürstlicher Güttigkeit den der gestengen Gerechtigkeit gegen ihn als einen Feinde gebrauchend, nur das Flehen, Winseln und Wehklagen der armen bedrengten Unterthanen, die durch seine Tyranney die ihrigen verlohren hätten, zu befriedigen, ihn zur Enthauptung verurtheilen ließen, publiciert ward. Weilen aber die Enthauptung durch keinen Henker, sondern durch eine andere Person zu verrichten vor gutt angesehen ward, demnach erboth sich des Gouverneurs eigener Koch, den er auch vielleicht nicht wohl tractiret hatte, ihm diesen letzten Dienst zu erweisen. Weilen er aber von seiner Nation, nehmlich ein gebohrner Russe war, ward ihm diese Charge zu bedienen zugelassen, welcher ihn den nach russischer Manier mit einer Axt enthauptete, und nach der Enthauptung (100v) ist er fein reputirlich in der Kirche des Heiligen Geistes in einem rusischen Kloster zur Erden bestetiget worden.

Den rebellischen Mohilowianern (so die vielfältige angebothene königliche Gnade und der Republique wohlmeinende Persuasiones offt verachtet und hindangesetzet) wird das russische Tractament auch je länger, je bitterer, als daß sie endlich zu andern Gedanken zu schreiten und die gefährliche Suiten dieses schweren Joches zu deliberiren begunten, metzelten demnach die russische Besatzung nieder, nahmen die Gouverneurs, Knes Simon Gorschakow und Mattwiey Poluichtow, auch einen teutschen Obersten, Johann Drellen genand, gefangen, schikten selbige zum Könige und übergaben sich also wieder unter der Cron Polen Schutz, umb Amnestie und Verzeihung ihrer vorigen Fehler bittend, welche ihnen dann willig pro hac vice condoniret und gnädigst ertheilet wurde.

Desselben gleichen that auch das Städtchen Desna auff den Don Strom gelegen. Polotzk und Witepsk hatten sich zwar auch wohl etwas im Sinne, aber ihr Vornehmen ward gar zeitig verrathen, welches denn vielen Vornehmen von Adel und guten Bürgersleuten das Leben (101r) kostete. Smolensk ward auch etwas berichtiget, hatte aber keinen Grund, weswegen es nicht mehr, als eine bessere Vorsichtigkeit bey den Russen verursachte.

Es rükte auch im Herbst der Tartar mit seinem Schwarm auf die Moscovitische Gräntze zu und bekam durch geschwinde Einfelle und Partheyen viele Beüte und Gefangene, plünderte und verwüstete, was ihm nur vorkam, ward aber endlich, weilen er von den Polen gantz keinen Succurs erwahrten kunte, von denen Bojaren und Generalen, denen die Gräntzen zu Putiwol und Bielgorod zu bewahren anbefohlen war, mit ziemlichen Verlust der seinigen zurük getrieben, nahm demnach seinen Marche durch die Ukrain und wüste Felder zurük nach Hause, verlohr aber an dem grossen Schnee und von der harten Kälte viel Volks, daß er auch über die Polen, so ihn ins Feld geloket und entlich nicht secundiret hatten, sehr übel zu sprechen und recht malcontent war.

Den Kaufleuten in Moscau, so frembden als einheimischen, ward mit Zobeln, Pottasch, Hempff, Talch, Juchten, Flachs und dergleichen Waaren zu handeln verbothen, weilen alle die Waaren allein aus dem czaarischen Schatz eingekaufft und inskünftige verkauffet werden solten, wer aber von diesen Waaren eine Partey (101v) aufgekaufft hatte, muste aus dem Schatz selbigen Preiß, so er dafür an silberner Müntze oder guten Reichsthalern und Ducaten gezahlet hatte, an kupfferne Müntze, die schon dreydoppelt gegen der silbernen galte, ausm Schatz annehmen und die Waaren abgeben, welches denn der Commercie einen grossen Disgusto verursachte und sowohl denen einheimischen Kaufleuten als Ausländern grossen Schaden thate. Der Preiß jeglicher Waare nahm in kurtzer Zeit zu, und ward jegliche Waare theuer. Die kupfferne Müntze gerieth in grossen Abschlag, also daß Reichsthaler allbereits zu 5 Rubel galte, obgleich vor weniger Zeit die Müntze einen gleichen Preiß und Würde hatte. Diesem ungeachtet wolte die Obrigkeit bey solcher schleinigen Veränderung in diesem allen nicht consideriren, sondern wechselte selbst die kupfferne Müntze vor den Preiß in ihrem Schatz und gaben sie ihren Bedienten gleich der silbernen Müntze zur Gage an, und darwieder durfte kein Wort gesprochen werden. Es waren auch absonderliche Leuthe darzu geordnet, so all die Waaren vor kupfferne Müntze, sie möchten gelten, was sie wolten, einkauffen aus dem Schatz, aber musten sie vor gutte silberne Müntze Reichsthaler und Ducaten bey dem Porte zu Archangel an die ausländische Schiffe verhandelt werden, und hirdurch wolte (102r) man den durch diesen Krieg ausgeleerten Schatz wieder füllen, aber es gereichte zu einer grossen Theurung im Lande, also daß auch ein Maaß Korn, welches vorm Jahr vor 20 Altin kupffer oder silberne Müntze gekauffet ward, 12 Rubel galte. Die andere Victualien wurden auch alle nach dieser Würde verkauffet, aber den Bedienten, so sich von Czar. Soldt nehren musten, geschach grosses Unrecht, welches den gar schlechten Appetit zu treuen Diensten verursachte.