Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 78 из 95

Den 1. Martii des Morgens noch vor Tage kahm von Ihro Czar. Maytt. aus Moskow durch den Zyletz Didtzkow Befehl, daß die russischen Commissarien mit ihrem gantzen Comitat sich von Smolensko nach Moskow zu Ihro Czar. Maytt. begeben, ihren Proviant und allen (117v) Vorrath nicht verkauffen noch mit sich zurük nemmen, sondern alles in Smolensk verlaßen, und vielmehr bey jetzigem Schlittenwege ein mehres nach Smolensk zu führen und zu verfertigen anbefehlen solten, weilen ihnen allen aufs Vorjahr abermahl sich nach Smolensk zu begeben und der Commission Fortgang zu suchen von Nöthen seyn würde. Unterdessen aber solten sie die zur Auswechselung der Gefangenen von ihnen deputirte Commissarien allda in Smolensk unter Commando des Gouverneurs und Okolnitzey Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow-Obolenskij mit allen übrigen polnischen Gefangenen (damit die Auswechselung continuiren möchte) verbleiben. Zu dem so solten auch die Commissarien durch einen Expressen an die pol. Commiss. gelangen laßen, wie daß sie numehr über ein Jahr, dero Ankunfft wartend, zu Smolensk die Zeit hero mit grossen Expensen und Unkosten zugebracht hätten, numehro aber auf eine kurtze Zeit nach Moskow zu Ihro Czar. Maytt. verreisen wolten. Immittelst möchten sie ihre Courier und Abgesandten gleichergestalt, wie vorhin, allerhand Correspondentzien betreffend, expediren und keine einige Mittel, so zur Beschleunigung der längst angesetzten Commission und Stifftung eines christlichen Friedens gelangen möchte, versäumen. Sie aber, die Russen, wolten alsobald, nachdem sie des Termins und Orts wegen von ihnen verständiget wären, sich wieder zu Smolensk einstellen. Es ward auch den Pol. durch diesen Courier, (118r) Jacob Lasorow, kund gethan, wie daß Ihro Czar. Maytt. abermahl 248 Personen pol. Gefangenen ohne eintzige Auswechselung, geschweige Rantzion, aus lauter Czar. Gütigkeit und Gnaden freygelassen hätten aus der Hauptstadt Moskow, daß demnach desgleich auch denen in Polen gefangenen Russen möchte erzeiget, und sie ohne Verzug auff der Grentze zur Auswechselung gebracht werden.

Den 3. Martii sind die russischen Commissarien mit ihrer gantzen Suite von Smolensk nach Moskow auffgebrochen.

Den 11. daselbst arriviret.

Den 12. dito sind dieselbe in dem Fordersaal, Ihro Czaar. Maytt. Hand zu küssen, begnadiget werden. Dem Gesandtschafftсantzler aber, Almaß Ivanowitz, ward nicht gestattet, vor Ihro Czaar. Maytt. zu erscheinen, weilen er in der schwedischen Sache (die numehro nach dem schwedischen Exemplar in etlichen Puncten des Kardischen Friedenschlusses nicht richtig, sondern dem russischen Exemplar zuwieder befunden war) keine bessere Vorsichtigkeit, als bald im Anfang, gebraucht und gehabt hatte, denn der zwischen Moskow und Schweden zu Kardies geschlossene Friedenstractat wahr zwar von beyderseits Potentaten ratificiret und mit einem Eyde bekräfftiget, ward aber in kurtzer Zeit, weilen die Exemplar im russischen und schwedischen nach richtiger Correction nicht übereinstimmeten, gantz contraire gehandhabet. Die Schweden wolten gnüge dem 20. Punct ihres Exemplars (der denen H[erre]n Legaten von Ihro Czar. (118v) Maytt. Bojaren und Conferentzherren zu halten in Moskow versprochen war) alle ihre in diesem vergangenen Kriege Gefangene, auch die, so den russischen Glauben angenommen und umbgetauffet waren, zurüke haben. Dagegen wolten die Russen gnüge dem 20. Punct im russischen Exemplar (der ihnen gleichergestalt von Ihro Königlichen Maytt. und den Ständen in Schweden zu halten mit einem absonderlichen Brieff in Stokholm confirmiret war) keinen einigen von den schwedischen Gefangenen, so den griechischen Glauben angenommen hätten, auszustatten. Demnach erregte sich auf beyden Seiten eine grosse Mißverständnüs, welche von Tage zu Tage wuchs und zunahm. Da nun der Baron Bent Horn aus Moskow in Schweden arriviret ward und seiner Verrichtung wegen Relation gethan, auch den Betrug, dadurch die russische Großgesandten auff den 20. Punct des russischen Exemplars einen absonderlichen Confirmationsbrieff ausgerüket, eingenommen und den regirenden Ständen in Schweden die Sache viel anders berichtet hatte, ward von der Cron Schweden alsobald ein Abgesandter, Conrad von Berner (welcher der Gesanschafft Marechal gewesen war), nach Moskow mit einem königlichen Brieff abgefertiget, in welchem der russischen Großgesandten Betrug und Lügen sehr exprobriret ward, als daß sie durch unbilligen falschen Bericht und unwahrhafftigen Schrifften die Confirmation des 20. Puncts (119r) gnüge dem rus[si]schen Exemplar Schweden abgetragen hätten, praetendirten demnach, daß ihnen der 20ste Punct gnüge dem schwedischen in allem möchte gehalten und die gegebene Confirmation auf dem russischen vor untüchtige möchte erklähret werden, daß auch Ihro Czaar. Maytt. inskünfftige solche Lügner und Betrüger nicht allein zu keiner Gesandschafft mehr gebrauchen, vielmehr selbige der Billigkeit nach dieses grossen Betruges wegen straffen und nach diesem ihre Legationes an frembde Potentaten solchen Leüten anvertrauen möchten, die in allem (wie es bey Ambassaden gebräuchlich) Treu und Glauben zu üben und mit keine Lügen umbzugehen tüchtig wären, weilen durch eine lügenhaffte und gottlose Legation die Reiche nur aneinander gehetzet und alles, was gut und heilsahm ist, versäumet würde. Auff diesen Brieff ward denen Schweden vice versa von Ihro Czar. Maytt. despectirlich genug vor diesmahl durch vorbenanten Berner geantwortet und wegen Vergleichung und richtiger Correction dieses Puncts abermahl eine Großgesandschafft nach Schweden zu schiken resolviret, zu welcher sich der von Berner auf schwedischer Seite keinesweges verstehen, vielmehr expresse umb Satisfaction so wohl dieses Punctes wegen der Gefangenen als der freyen Commertien, die von russischer Seiten hindengesetzet und (119v) gnüge dem Contract gehandhabet wären, anhielte, protestirend, daß sonsten nichts Gutes erfolgen könte. Aber die Russen achteten diesen Berner gar zu gringe und wolten sich des Fals mit ihm als einer Privatperson in keinem weitläufige Discourse einlassen, sondern fertigten ihn mit vorgedachtem czar. Brieff ab. Nach ihm ward dennoch ein Expresser, Ivan Pieskow, wegen Annehmung der russischen Großgesandten, so diese verfehlte Puncten in Stokholm schliessen und richtig machen solten, mit Ihro Czar. Maytt. Brieff an die Cron Schweden abgefertiget.

Den 14. Martii ward endlich dem Cantzler Almaß Iwanowitz, nachdem er richtigen Bescheid der schwedischen Sache wegen, die nicht durch ihn, vielmehr aber durch Nachlässigkeit und Versäumnuß anderer corrumpiret und unrichtig gemacht, auch bis so lange Zeit nicht corrigiret worden wäre, gethan, die Hand zu küssen und vor Ihro Czar. Maytt. zu erscheinen erlaubet, und ward ihm nach dem vorigen die Gesandtencantzley zu regieren anbefohlen.

Den 9. Aprilis hat der crimmische Courier Sefiw Alii Athalik seinen Abschied bekommen und von Ihro Czar. Maytt. einen Brieff an seinen Chan empfangen, in welchem exprobriret ward, wie daß alle von dem Chan an Ihro Czar. Maytt. in dem Brieffe durch diesen Sefiw angemuhtete Conditionen gar (120r) unbillig, auch Ihro Czar. Maytt. und dero Reiche zum Despect und Praejuditz gemeinet wären, demnach der Chan inskünfftige solche unbilligen Conditionen zu gedenken sich eüssern, die falsche Polen, auch auf einer Seite des Dnipers wohnende Cosaquen, welche keinem von ihnen beyden treu und hold wären, verlassen und mit Ihro Czar. Maytt. die vorige gute und mit einem Eyde bekräfftigte Freundschafft erneüern, auff die verflossene Jahre die restirende Geschenke und Praesenten annehmen und alle russische Gefangene auf die Gräntze vor eine billige Rantzion lieffern lassen solte. Im Fall nicht und daß er ferner einige Feindseeligkeiten wieder Ihro Czar. Maytt. und dero Grentzen bliken ließe, wolten auch sie bey ihrer Unschuld Gott den Allmächtigen zu Hülffe nehmen, und alle ihre Unterthanen Russen, Tartern, Kosaken, Calmüken, Baskirtzen, yorische und terkische Fürsten, dohnische und zaporowische Atamanen und alle ihres Reiches getreüe Eingesassene aufbiethen, und dieser Unbilligkeit mit gewaffneter Hand begegnen.

Den 26. Aprilis ist der von Ihro Czar. Maytt wegen Annehmung der deputirten Großgesandten nach Schweden abgeschikte Courier Ivan Pieskow mit Ihro Königlichen Maytt. Brieffe von Stokholm zu Moskow angelanget, in welchem begehret wird, daß gnüge dem Kardischen Friedenschluß abermahl Commissarien von beyden Seiten zusammenkommen und die Mißver(120v)ständniße, auch dem Kardischen Frieden zuwieder eingerissene Uneinigkeiten beyzulegen und alle unbillige Praetensionen zu schlichten, handeln möchten. Nach Verrichtung dessen solten die russischen Großgesandten in Schweden allewege gern angenommen, gesehen und gehöret werden. Im Fall solches nicht geschehe, so hätte man gantz keine Ursach, sie nach Schweden zu schiken und allda anzunehmen, geschweige zu hören, weilen die Violentz, welche von russischer Seite numehro gantz überhandgenommen hätte, mit nichts ohne öffentliche Commission möchte beygeleget und abgeschafft werden.

Den 17. May ist abermahl ein Courier, Ivan Astafiew, mit Ihro Czar. Maytt. Brieffe nach Schweden abgeschiket, umb zu versuchen, ob die in den russischen und schwedischen Exemplaren ungleichlautende Kardische Friedenspuncten durch eine Großgesandtschafft beyzulegen und deswegen keine öffentliche Commission auf der Grentze anzustellen möchte bewilliget werden. Jedoch dergestalt, im Fall Ihro Königliche Maytt. gäntzlich die russische Ambassade in Stokholm zu entfangen und durch selbige die Puncta beyzulegen sich nicht resolviren wolten, solten selbige dennoch auf der Grentzen beyderseits zusammenzukommen und beyde Theile dieser gringen Ursachen wegen den Feinden zu brechen gehalten seyn. Unterdessen ward anbefohlen, daß der Okolnitzey und Stadthalter Bakscherskij Wasilij Simonowitz Wolinskij, der Hoffrath und Stadthalter zu Jelatom Ivan Afonasiewitz Prontzischew (121r) und die beyden Diaken Garasym Dochtorow und Jefim Jurgow bereit seyn solten, entweder nach Schweden oder auff die Lieffländische Gräntze auff die Commission zu gehen.