Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал — страница 79 из 95

Den 1. Juni kommt Zeitung von Bielgorod, daß die Calmüken und zaporowsche Cosaquen eine tartersche Parthey von 4.000 Mann unter Tzernyles angetroffen und totaliter aus dem Felde geschlagen, auch den Czarewitz, der das Commando gehabt, gefangen bekommen, welcher in kurtzen nach Moskow zum Kennzeichen der calmukschen Treue solte gebracht und praesentiret werden, aber endlich kahm der hinkende Bothe und bezeigte, daß es Ihro Czaar. Maytt. nur umb etwas zu erhalten weisgemacht war.

Den 9. Juni wurden abermahl alle die pol. Gefangene, derer gar viel wegen der Auswechselung in der Hauptstadt Moskow versamlet waren, zu Waßer an fernere Örter, weilen die Zeitungen nicht recht wohl lauteten, weggeschiket.

Den 14. Juni kamen in der Moskow die Calmuken und Zaporoger Cosaquen an, so den crimmischen Czarewitz bringen solten. Sie praesentirten aber eine Leiche, vorgebend, daß er von vielen Wunden, die er, sich tapffer wehrend, erhalten hätte, gestorben wäre.

Den 15. Juni, nachdem die Bedienten, insonderheit die teutschen Officier, continue gantz verzweiffelt die Obrigkeit mit gantz kläglichen und nachdenklichen Supplicationen überlieffen, ward in der Eil, ehe es jemand merkte, Befehl ausgegeben, daß von der Stunde an die kupfferne Müntze gantz abgeschaffet und sich keiner mehr mit selbiger zu handeln bey (121v) Lebensstraffe unterstehen solte. Anstatt dessen solten von nun an die vorigen Silberkopichen gar bahr und allein gültig seyn, die kupfferne Müntze aber in 2 Wochen zurük in Ihro Czar. Maytt. Schatz gelieffert und vor 100 die erste Woche zu 10, die andere Woche aber nur zu 5 silberne Kopeychen gewechselt werden. Jedoch verflossen die bestimte zwey Wochen durch allerhand Vorwendung, also daß keinem einigen etwas gewechselt ward. Nachdem kahm eine andere Ordre, nehmlich daß in zwey Wochen alle die kupfferne Müntze in den Schatz gelieffert und vor 100 nur 1 Copeychen Silber angenommen oder dasselbige in den bestimten zwey Wochen verschmoltzen werden solten, damit nach Verfliessung der 2 Wochen bey keinem einigen etwas von der kupffernen Müntze übrig bleiben möchte, bey hoher Straff und Ihro Czar. Maytt. grosser Ungnade. Demnach muste der gemeine Mann viel einbüßen und mancher sein gantz Haab und Gut dran setzen. Die Grossen hatten solches lange gerochen und vor die kupfferne Müntze allerhand Waaren eingekaufft, und also muste alle die kupfferne Müntze, welche in 6 Jahren unnachläßig gemüntzet war und auff etzliche 1.000 Millionen sich belieff, unter den gemeinen Mann verschwinden. Aber dieses verursachte einen grossen Kummer unter den gemeinen Mann, auch die theure Zeit ward wenig gemindert, und behielte jegliche Waare einen sehr hohen Preiß, also daß gar eine theure Zeit zu vermuthen war.

(122r) Selbigen Tag ist der dähnische Courier Jacob Schröder, welcher vor etzlichen Tagen in Moskou arriviret war, zur Audientz gewesen. Ihro Königliche Maytt. in Dännemark declariren, bey voriger nachbahricher Freundschafft zu continuiren, beklagen sich nur wegen Verfehlung zweyer Termin in Liefferung des versprochenen Korns und praetendiren die Expensen, so auff die Schiffe (welche zu 2 mahlen zu Archangel des Korns wegen gewesen und nichts bekommen hätten) gewendet, auff 8.000 Rthler, begehren auch, daß vor das restirende Korn, desgleichen vor die 8.000 Rthler an diesem Jacob Schröder guter reiner Hempff und Flachß zu Archangel, woselbst 2 Schiffe drauff warten würden, möchte gezahlet werden.

Der von den Türken von seinem Fürstenthum verjagte Fürst von der Moldau Georgius Stephanus welcher vor etzlichen Jahren nach dem Römischen Reich sich begeben und von dannen neulich zu Moskow arriviret war, bekahm auch seinen Abschied, aber recht malcontent, weilen ihm auff sein Anbringen gantz keiner Antwort gewürdiget und begehret, daß er sich resolviren solte, ob er mit Weib und Kind ins Land kommen und Ihro Czar. Maytt. ewiger Sklawe verbleiben wolte, worzu er aber sich gantz nicht bequämen wolte, vorgebend, wie daß er allbereit von Ihro Röm. Kayserlichen Maytt. Gütter in Ungarn erhalten und der Vasal zu verbleiben sich obligiret hätte, daß er aber anitzo mit seinen grossen Unkosten anhero kommen wäre, nicht zu dem Ende Ihro (122v) Czar. Maytt. Sclave zu werden, sondern ander wichtigen Ursachen wegen (die er vorhin in seiner auffgegebenen Schrifft publiciret hätte) geschehen. Dann dieser Fürst Georgius Stephanus, von einer gringen Ankunfft entsprossen, hatte seinen Vorfahren, von dem er zum türkischen Kayser in Abgesandschafft verschikt gewesen, an dem türkischen Hofe verhast gemacht, und brachte demnach durch Practiquen das Fürstenthumb Moldau an sich und vertrieb den rechten Erben vom Stuhl. Entlich so wolte er auch dem Türken einen Stuhl setzen und hub an vor 6 Jahren, bey Zeit seiner Regierung, mit Ihro Czaar. Maytt. heimlich zu correspondiren, weilen aber dazumahlen von ihm begehret ward, daß er sich in seinem Fürstenthumb Moldau unter russischen Schutz begeben und sich des türkischen Joches befreyen möchte, dazu ihm dann eine hülffreiche Hand zu biethen promittiret ward. Nachdem aber in dieser Sache keine Vorsichtigkeit und Verschwiegenheit gebrauchet, muste es dem Ottomannischen Hause zu Ohren kommen seyn. Diesem zufolge er, auch anderer Ursachen wegen, von seinem Fürstenthumb verjaget und ein ander an seiner Stelle eingesetzet werden, gedachte also bey den Russen anitzo Hülffe zu finden und suchte Mittel und Rath, wie es anzugreiffen wäre, damit er wieder zu dem seinigen gelangen möchte, gab demnach Anleitung, daß Ihro Czar. Maytt. mit dero Nachbahren, als (123r) Polen und Schweden, einen vertraulichen Frieden schliessen, mit dem Hause Oesterreich eine feste Alliance wieder den Türken machen und sich ihres Schadens an der ungetaufften Schaar redlich erholen, viele hundert tausend bedrengter Christen erretten und dergestalt auch ihm Hülff und Beystand leisten möchten. Weilen aber diese Seite vor diesmahl mit andern Geschäfften occupiret, auch die Heldenresolution, so vor 6 Jahren (da man die gantze Welt unter sich zwingen wolte) dominirete, numehro sich mitigiret hatte, demnach muste er mit gar schlechten Contentement davon reisen und dankte Gott, daß er nur wieder über die Grentze war.

Den 21. Juni sind die nach der lieffländischen Commission deputierte Commissarien, der Okolnitzey und 2. Stadthalter zu Bakschoren Wasiley Siemienowitz Wolinskij, der Hoffrath Prontzischow, die Diaken Doctorow und Jurgew bey Ihro Czar. Maytt. Hand gewesen.

Den 28. Juni sind die nach der schwedischen Commission deputirte Commissarien von Moskow nach der Grentze (mit einer ohnmächtigen Instruction) abgereiset.

Den 30. Juni ist Zeitung von Smolensk kommen, daß die littausche Armee allbereit bey Borisow avanciret und gerade auf Smolensk ziehet. Darnach ward alsobald dem Bojaren und primo Principi des Reichs, auch Statthalter zu Neugarden Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij, auch dem Bojaren und Stadthalter zu Twer Knias Ivan Siemonowitz Prosorowskij und dem Okolnitzey Kn. Jurga Nikititz Boratynskij, auch dem gantzen Lande und allen des (123v) Russischen Reiches Eingesessenen angekündiget und Brieffe ausgeschiket, daß jedermannn also bald und gantz ohne Frist sich nach Smolensko verfügen solte. Der Knias Jurga Nikititz Boratinskij ward die Avantguarde zu commandiren vorangeschiket.

Den 1. Juli in der Nacht kahm der Streptzey Juria Lutochin vor den Hoffrath und Großgesandten Afonasey Nasczokyn, welcher, zu Krasna 8 Meilen von Smolensko nachbleibend, dieser Zeitung wegen auff die Post vorher nach Moskow geschikt war. Selbiger berichtete, daß gantz keine littausche und polnische Armeen verhanden, sondern bey selbigen annoch die Confoederation continuire und es je länger, je gefährlicher mit ihnen aussehe, Ihro Königliche Maytt. in Polen auch allbereit gegen sie zu Felde gerüket wäre, umb sie omnimodo zum Gehorsahm zu bringen.

Den 9. Juli arrivirte der nach Polen gewesene Großgesandter, der Hofrath Afonasey Laurentiewitz Nasczokyn, zu Moskow und ward mit grossem Respect entfangen. Er hat seinen Abschied von Ihro Königlichen Maytt. zu Reüsch-Lemberg im Majo bekommen. Ihro Königliche Maytt., in dero Brieffe von Ihro Czar. Maytt. die gute Inclination zum Frieden mit Bescheidenheit acceptirend, antworten, wie daß sie gnüge dero Begehren mit diesem ihren Großgesandten dero Reichssenatoren, auch den deputirten H. Commissarien, so auf einem öffentlichen Reichstag zur russischen Commission verordnet, zu tractiren anbefohlen hätten, weilen aber die H[erre]n (124r) Großgesandten nichts mehres, nur dieses, daß ihnen allen, was sie anbringen würden, Glauben gegeben und die Puncten, so sie schlüssen würden, hernach auf der Grentzen bey einer öffentlichen Zusammenkunfft beyderseits H[erre]n Commissarien bekräfftiget werden möchten. Demnach hätten Ihro Königliche Maytt., alles der künfftigen Commission vorbehaltend, selbige itzo wieder abgefertiget, wünschen darneben, daß Ihro Czar. Maytt. zu besseren Gedanken schreiten und daßselbige, was genüge ihrer Vorfahren Eyde, auch ihrer beyder itzt regierenden Potentaten Ratification und Bekräfftigung der Cron Polen von Rechts wegen zugehörete und durch Unbilligkeit occupiret und eingenommen wäre, abtreten möchten, weilen sonsten kein einiger Frieden durch andere Remedien zu hoffen, auch sie sich das allergeringste nicht wolten nehmen und durch die Hülffe Gottes in ihren Grentzen Land und Leüthen, so ihnen von Gott anvertraut wären, praejudiciren laßen, welches auch allbereits ihren Commissarien in der Instruction übergeben wäre, wie auch wegen des Abüses und ungewöhnlichen Titul, möchten demnach auch Ihro Czar. Maytt. dero Großgesandten und Commissarien mit voller und sattsamer Plenipotentz auf die Gräntze kommen lassen, damit nicht nur die Zeit verlohren, sondern auch Müh und Arbeit umbsonst angewendet werden möchte. Daß aber Ihro Cz. Maytt. begehret hätten, daß auch Ihro Königliche Maytt. dero Großgesandten erstlich nach Moskow wegen gar wichtigen zum Frieden angehörigen (124v) Sachen expediren möchten, solches könnte anitzo nicht geschehen, weilen dadurch der Commission ein Verzug zugefüget werden müste, sie aber im kurtzen des edlen Friedens Vollentsetzung wünschten.