Den 13. Juli ist die Auswechslung der Gefangenen dem Herren Generallieutenant Dromonth anzubefehlen verordnet, weswegen denn alsobald ein Expresser nach Smolensk abgefertiget, auch dem General zwey Schreiber aus der Gesandtencantzley, Piotr Dolgow und Stephan Polkow, vor Collegen zugegeben worden.
Selbigen Tag bekahm der dähnische Courier Jacob Schröder mit schlechtem Contentement seinen Abschied und muste also nach Archangel zu reysen.
Den 16. Juli hat der Schreiber Piotr Dolgow, so dem Generallieutenant Dromonth zum Collegen verordnet, seinen Abschied bekommen und reisete nach Smolensk mit der Instruction, daß sie nicht allein die Auswechslung der Gefangenen fortsetzten, sondern auch darnach ausseyn solten, daß mit den polnischen zur Auswechslung deputierten Commissarien bis zur künfftigen Commission, da beyderseits groß und gevollmächtigte Commissarien zusammenzutreten und die Friedenstractaten fortzusetzen bestimmet wäre, ein beständiges und gewisses Armistitium und Anstand der Waffen möchte geschlossen und behandelt werden, den wie ihnen dan völlige Plenipotentz und Conditionen ertheilet wären, solten also eingesäumt (125r) an die pol. Deputierten deswegen schreiben und ihnen zu erkennen geben, wie daß nunmehr ihnen diese Negotia anvertrauet wären, daß sie darnach ohne Verzug zur Sachen schreiten und den Termin und Stelle ihrer Zusammenkunfft ernennen solten. Inmittelst aber wahr in secretis dem Generallieutenant Ordre gegeben, daß er sich alsobald mit seinen unterhabenden Regimentern auffmachen und der Plätze Krasne, Dolugow etc. wohl versichern solte, damit Bychow zu entsetzen und die Gräntze im Fall der Noth zu defendiren, von pol. Seiten nicht möchte abgeschnitten werden.
Den 17. Juli muste auf Ihro Czar. Maytt. Befehl der Bojar und Stadthalter zu Astracan Knias Nikita Ivanowitz Odojewskij, der Okolnitzey Radion Matthwiewitz Streschnow und der Cantzler Almar Ivanow nebst 3 griechischen Metropoliten, einen russischen Ertzbishoff und Archimandriten nach Woskresenska zu dem Patriarchen reisen, umb selbigen vieler Unbilligkeiten und Excessen wegen zu beschuldigen und zu vernehmen, ob er sich verantworten oder schweigen wolte. Sie konten aber vor diesmahl nichts an ihn gewinnen, musten also unverrichter Sachen, nachdem sie gantzer 8 Tage cunctiret, und dem Patriarchen (der sich keines einigen Ungemaches weigerte, vielmehr alles auff sich zu nehmen resolviret war) endlich auf Ihro Czar. Maytt. Befehl den Arrest angekündiget, auch 150 Musquetirer, ihn in dem Kloster zu bewahren, hinter sich verlassen hatten, sich zurük nach Moskow verfügen.
(125v) Den 27. Juli ist der Dienst, so vorhin dem gantzen Reiche angekündiget war, abgesaget, weilen der Nasczokyn vor gewiß versicherte, daß von polnischer Seite nichts arges zu vermuthen wäre, demnach wurden alle versamlete Landvölker nach Hause abgelassen. Den Bedienten, so aber eine grosse Hoffnung hatten, Silbermüntze zu empfangen, ward nicht allein nichts gegeben, sondern es wurden auch alle russische Officier reformiret und ihnen ihre Monatstage gantz abgenommen mit Befehl, daß sie sich auf ihre Gütter begeben und die Haußhaltung abwahrten solten. Die aber, so keine Gütter, Hauß noch Hoff hätten, möchten sich bey ihren Freünden und Verwandten biß auf Ordre Ihro Czar. Maytt. auffhalten und keines Geldes gewärtig seyn. Auch allen Ausländern, die in Diensten waren, ward theils nicht, theils gar wenig gegeben, insonderheit denen, so den russischen Glauben angenommen hatten.
Den 2. Augusti ist der Streptzey Kirilo Puschtzin und der Schreiber Wasiley Mikonkyn bey Ihro Maytt. gewesen und solten mit Brieffen nach Polen gehen.
Den 8. Aug[usti] sind denen nach Polen abgeordneten Kirilo Puschtzin und Wasiley Mikonkyn 2 Ihro Czar. Maytt. Brieffe an Ihro Königliche Maytt. in Polen in der Gesandtencantzley abgegeben und anbefohlen worden, daß sie mit selbigen alsobald fortreysen solten. Der eine betraff, die fernere Auswechselung der Gefangenen fortzusetzen und auch daß von russischer Seiten etzliche 100 Polen mehr, den von den Polen Russen, erlassen und befreyet wären, daß demnach auch vor selbige von (126r) polnischer Seite möchte Satisfaction gethan, auch die unchristliche Rantzionen inskünfftige gantz abgeschafft und verbothen werden. Der andere, so in der Geheimen Cantzley geschrieben und nur zum Versiegeln in der Gesandtencantzley übergeben war, hielte in sich, wie daß wegen besserer Vertrauligkeit und Hoffnung des kunnftigen Friedens Ihro Czar. Maytt. anitzo den Titul des Großfürstenthumbs Litthauen Ihro Königlichen Maytt. auff dero Begehren in diesem Brieffe schreiben und ertheilen lassen, welches dann Ihro Königliche Maytt., in allem guten vermerkend und diese gnedigte Intention zum Frieden und Abschaffung des langwierigen Blutvergiessens spürend, auff den Grentzen anitzo kein Blutvergissen anfangen, Ordre ertheilen und bis zur kunfftigen Commission und antretenden Frieden (damit sich unterdessen ein jeder in seinen Gräntzen halten und nicht ferner rüken möchte) ein gewis Armistitium zu schliessen, sich bequähmen wolten, interim je ehe, je lieber den verheissenen Reichstag ansetzen und ihre Großcommissarien auf die Gräntze zu den Tractaten verordnen möchten wegen Abschaffung aller eingeriessenen Streitigkeiten und Erneuerung der alten guten Freundschafft und Vertrauligkeit, welches Ihro Königlichen Maytt. gutes Beginnen allen angräntzenden schröklich und ihrem Reiche profitirlich seyn würde. Auch möchten Ihro Königliche Maytt. durch diese Abgeordnete wissen lassen, wann sich dero Commissarien auf der Gräntze einstellen und man ihrer Ankunfft versichert seyn könte.
(126v) Den 13. Augusti kommt Zeitung, wie der Oberste Stetkewitz nebst dem Jurin Bychow bloquiret hätten.
Den 20. Aug[usti] ist der nach Schweden abgeschikte russische Courier Ivan Astafiew zurük nach Moskow mit Ihro König[lichen] Maytt. aus Schweden Brieffe angelanget. Die Schweden wolen keinesweges die russischen Ambassadeurs in Stokholm annehmen, sondern halten strenue an umb eine öffentliche Commission auf der Grentze wegen Abschaffung der enstandenen Streitigkeiten, dahin sie dan allbereit ihre Großcommissarien deputieret und beordnet hatten.
Den 26. Aug[usti] kompt Zeitung ein, daß der littauschen Armee linker Flügel unter dem Generalwagenmeister Patz allbereit zu Orsza angelanget wäre, weswegen dann dem Generallieutenant Dromont zurük nach der Festung Smolensk zu retiriren, auff des Feindes Intent gutte Aufsicht zu haben befohlen ward.
Den 4. September in der Nacht kommt eine Post von Smolensk und Bericht, daß der littauschen Armee linker Flügel zu Krasna arriviret, das Schlößchen eingenommen, den Capitain Hanß Rauch bey sich behalten und die übrigen von selbiger Besatzung nach Smolensk abgelassen hätten. Dieses verursachte in der Moskow einen mächtigen Allarm, weilen die Obrigkeit, von dem Nasczokyn versichert, sich im geringsten nichts feindliches von polnischer Seite, ehe und bevor die Commissarien zusammen gewesen wären, vermuthend, alle ihre Völker abgelassen (127r) hätten, also daß keine Praeparation zum Wiederstand verhanden wahr. Demnach wurden also bald neue Befehle ausgefertiget mit ernsten Geboth, daß sich die gantze Landschafft ungesäumt und stündlich zum Feldzuge gerüstet einfinden und gerade auf Smolensk zu marchiren solte, aber es konnte vor diesmahl in der Eil nichts zusammengebracht werden.
Den 14. October, nachdem bey uns gantz keine Nachricht von des Feindes Macht, Intention und Beschaffenheit (wie sehr auch darnach getrachtet) zu erhalten war, kahm ein Major Huber Gomorij, von Geburth ein Schottländer, von des Patzen Armee, die dazumahl unter Kritzow stunde, nach Moskow mit noch 5 Officiers übergelauffen, demnach alsobald der Okolnitzey Knias Jurga Nikititz Boratinskij (dessen Auffbruch bis hieher verschoben gewesen war) nach Smolensk, allda eine Armee zu sameln und nebst dem Generallieutenant zu Feld zu gehen, commandiret ward.
Den 18. October kommt Zeitung, daß der littausche Großgeneral Sapieha mit dem rechten Flügel von Mohilow auffgebrochen und sein Lager zu Mignowitz, 2 Meilen von Smolensk, aufgeschlagen hätte.
Den 26. October kompt Zeitung, daß der Oberste Kmititz mit etzlichen 1.000 Pferden von des General Sapieha Lager ausmarchiret und 2 Meilen von Dorogobus unter Bohorodecko arriviret wäre, welcher ersuchte, daß sich das Schloß Dorogobus, (127v) keiner ferneren Kriegsmacht wartend, ergeben möchte, unterdessen so ließ er seine Parteyen bis unter Wiasma gehen, die streiffen und nahmen weg, was ihnen vorkahm.
Den 27. October kommt Zeitung, daß Ihro Königliche Maytt. in Polen Johannes Casimirus mit einer ziemlichen Armee zu Barolaw angelanget, auch über den Dnieper an allen kosakischen Städten Universalia ausgeschikt hätte, daß sie sich in der Zeit, ehe die polnische und tartarische Armeen angelanget, ergeben möchten, weilen ihnen hernach keine Gnade mehr wiederfahren würde. Demnach ward also bald der Bojar und Stadthalter zu Smolensk, Piotr Wasilewitz Scheremetew, nach Sewsk, allda eine Armee zu commandiren, abgefertiget.
Den 31. October ist der Bojar und Stadthalter zu Twer Knias Ivan Simonewitz Prosorowskij nach Wiasma, allda eine Armee zu samlen und sich mit dem General Tzerkaskij zu conjungiren und ins Feld zu rüken, abgeordnet.
Den 1. November ist der Bojar Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij als Generalissimus nach Mosaisk, allda eine Armee zu samlen und nach Smolensk zu gehen, mit dem Prosorowskij zu conjugiren und wieder die littausche Armee ins Feld zu rüken, von Moskow abmarchiret.
Den 6. November kommt Zeitung, daß die polnischen Volker, die umb Dorogobus herumb laviret, in der Eil zurük nach ihrem Lager unter Mignowitz gerüket.
(128r) Den 12. November kommt von der lieffländischen Grentze ein Courier mit schlechter Zeitung, weilen die Schweden den Bogen gar hoch spannen und von den Russen nebst der Restituierung aller Gefangenen und Continuirung einer freyen ungehinderten Commercii 2.500.000 vor erlittenen Schaden und Unkosten fordern.