Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург — страница 26 из 33

Das Studium und Arbeitslebenin Sibirien und wieder an Dnjepr

1957 absolvierte Mark (fortan Miron) die Schule und wollte die lokale Bauhochschule beziehen, aber er scheiterte. Den fünften Punkt im Pass (Nationalität) kann man dafür kaum verantwortlich machen – Miron war nie ein Musterschüler. Dann bemühte sich die Mutter um seine Anstellung als Dreher-Lehrling im Dnepropetrowsker Baumaschinenwerk.

Und nach einem Jahr, 1958, wurde Miron zum Pflichtwehrdienst einberufen. Damals dauerte er drei Jahre. Obwohl man in der Kaserne über die Juden in absprechendem Tone redete, wurde Miron gegenüber keine besondere Aggression ausgedrückt. Beim Militär begann er, etwas Ordnung in sein Leben zu bringen: er absolvierte einen Vorbereitungskurs für Hochschulaufnahmeprüfungen. Allerdings sah er damals schon ein, dass es so gut wie sinnlos war, Aufnahmeprüfungen an einer Dnepropetrowsker Hochschule abzulegen: In der Ukraine wurden in jenen Jahren nahezu keine Juden immatrikuliert.

Es fand sich ein Ausweg, aber… in Sibirien! Ein Freund aus Irkutsk lud Miron zu sich ein, und dort wurde er ohne weiteres an der Polytechnischen Hochschule immatrikuliert. Während der ersten anderthalb Jahre studierte er berufsbegleitend und arbeitete im Irkutsker Aluminiumwerk. Entgegen den «sibirischen» Traditionen versoff er dort seinen Verstand nicht, sondern ordnete sein Leben endgültig und heiratete sogar. Im vierten und fünften Studienjahr war er ein ausgezeichneter Student und bekam ein Leistungsstipendium. Als Miron den Studiengang «Buntmetalle» an der Polytechnischen Hochschule absolvierte, wurde ihm ein Arbeitsplatz im Zinnwerk Nowosibirsk zugewiesen.

In Sibirien war kein Antisemitismus spürbar. Schon im zweiten Jahr nach der Anstellung wurde Miron zum Vorsitzenden des Berufsnachwuchsrates gewählt, und während der dreieinhalb Jahre im Werk durchschritt er in seiner beruflichen Laufbahn Stationen wie Schmelzer (elektrisches Schmelzen), Hüttenmeister, Schichtleiter und endlich Oberhüttenmeister – ein ziemlich rasanter Aufstieg.

Die Familie wuchs auch weiter: Es gab zwei Kinder! Praktisch unmittelbar danach erhielt Miron ein Zimmer in einer Dreizimmerwohnung, wo noch zwei Familien wohnten, zugewiesen. Er ließ sich auf der Warteliste für eine separate Wohnung eintragen, aber er hätte mindestens fünf bis sechs Jahre warten müssen.

Deswegen beschloss er nach dreieinhalb Jahren in Nowosibirsk, nach Dnepropetrowsk zurückzukommen: dort lebten alle seine Verwandten, es zog ihn buchstäblich dorthin.

Dann ließ er sich als Entwicklungsingenieur in den Dneprodomnaremont Trust versetzen. Seine Direktion befand sich in Saporoschje, deswegen begab er sich zunächst dorthin statt nach Dnepropetrowsk. Der Trust befasste sich mit der Instandsetzung von Eisenhüttenanlagen (Martin– und Hochöfen, Walzwerken, Aufbereitungsanlagen u. a.).

1973 wurde der Ukrzwetmetremont Trust gegründet, der im Bereich Instandsetzung von Metallhüttenanlagen (Aluminium– und Magnesiumreduktionsöfen, Röhren– und Schachtöfen, hydrometallurgischen Anlagen und sonstigen Anlagen) tätig war. Dort durchschritt er einen Weg vom Leiter der Gruppe über den Leiter der betriebstechnischen Abteilung bis zum stellvertretenden Leiter der Direktion Saporoschje. Er war ein guter Fachmann.

1981 wurde eine Unternehmensdirektion in Kuba gegründet. Miron stellte den Antrag auf Anstellung in der kubanischen Direktion. Drei Exemplare seiner Personalakte wurden nach Moskau geschickt, und noch eins durchlief alle Instanzen vor Ort. Aus Moskau rief man an und fragte nach dem vierten Exemplar: Es war notwendig, um den ganzen Vorgang zu beschleunigen. Dann begann Miron danach zu suchen. Durch seine Bekannten erfuhr er, dass das Kreisparteikomitee seiner Versetzung nach Kuba zugestimmt hatten.

Es stellte sich heraus, dass seine Unterlagen der Instrukteur der Abteilung für politische Aufklärung des Gebietsparteikomitees D. Pogorelow behielt. Als Miron ihn anrief, sagte Pogorelow: «Wir haben Ihnen eine Absage erteilt». – «Und woran hängt es denn?» – «Das brauchen Sie nicht zu wissen.»

An dieser Stelle geriet Miron in Wut. Er meinte zu Pogorelow, er werde, obwohl er kein Parteimitglied sei, nach Moskau gehen und beim Zentralparteikomitee eine Beschwerde über die unbegründete Absage von Pogorelow führen. Im Endeffekt wurde dem Trustleiter telefonisch mitgeteilt, Miron dürfe nach Kuba gehen – allerdings allein, ohne Familie, und nur für ein Jahr.

Und Miron verzichtete. Dortiges Gehalt war geradezu jämmerlich, und der in Aussicht gestellte einjährige Aufenthalt ohne Familie versprach eher Gesundheitseinbußen. Für zwei Jahre Gehalt hätte er wenigstens für ein Auto sparen können.

Als der Trustleiter Miron in sein Büro bestellte und ihm mitteilte, er dürfe für ein Jahr nach Kuba gehen, musste Miron lachen. Dann sagte der Chef: «Du verstehst ja – wenn deine Daten in Spalte fünf anders wären, wärst du schon längst weg gewesen».

Im Rentneralter – nach Deutschland

1974 tauchte plötzlich die Frage der Auswanderung nach Amerika auf. Miron überlegte sich: «Amerika? Man wird mich dort ja dazu zwingen, die Sowjetunion zu verleumden und dann wie etwas Nutzloses hinauswerfen!.. Von wegen! Wir sind anders erzogen worden» – und Miron verzichtete.

Mit 59 Jahren, am Vorabend des Ruhestandes, entschied sich Miron, nach Deutschland auszureisen, denn seine Schwester lebte schon dort. Im Alter von 60 Jahren, im September 1999, kam er nach Thüringen. 2001 zog Miron ins südbadische Freiburg um, fand einen Job in Weil am Rhein, bediente Bohrmaschinen und Pressen. Er arbeitete zweischichtig und musste täglich mit dem Zug pendeln. Allerdings dauerte seine berufliche Tätigkeit nur drei Monate: Die Unternehmensleitung schaute sich nach neuen Arbeitsplätzen für junge Mitarbeiter um, und er bekam zu hören: «Sie sind schon 60 Jahre alt – viel Erfolg! Stellen Sie einen Antrag auf Sozialleistungen».

Noch eine Zeit lang suchte Miron eifrig nach einem neuen Job. Ein paar Tage arbeitete er sogar bei einer Firma, bis ihm direkt gesagt wurde, man brauche einen jungen Mitarbeiter, wenn auch ohne Berufserfahrung. Mit der Jobsuche wurde wegen Sinnlosigkeit dieser Beschäftigung Schluss gemacht.

In Sibirien und in Dnepropetrowsk hatte Miron keinerlei Bezug zur Religion. In Dnepropetrowsk gab es eine kleine Synagoge, und in Saporoschje gab es überhaupt keine. Deswegen besuchte er nie Gottesdienste.

Also begann er gerade hier, in Freiburg, in die Synagoge zu gehen, anfangs jedoch, offen gestanden, nur ungern. Inzwischen hat er sich aber daran gewöhnt und fühlt sich ohne Synagogenbesuche nicht wohl. Mit Deutsch klappt es immer noch nicht so recht… aber am Anfang verstand er ja gar nichts, nun versteht er einen Teil.

Die Tochter lebt in Odessa mit der Enkeltochter, von ihrem Ehemann ließ sie sich scheiden. Sie absolvierte den Studiengang «Bearbeitung von Video– und Bildmaterial» am Institut für Chemie und Technologie in Dnepropetrowsk, leitete die Produktionsabteilung in der Odessfoto Fabrik. Wenn die Fabrik weiterverkauft wurde und alles zusammenstürzte, kam sie in einem Konservenbetrieb als Kantinen– und Betriebsladenleiterin unter. Die Enkeltochter studiert jetzt den Atmosphärenschutz.

Der Sohn lebt auch in Deutschland, aber er wanderte viel später ein und ist vorerst als Fahrer tätig. Die zweite Enkeltochter studiert an der Hochschule der Polizei bei Augsburg. Noch eine Enkeltochter ist nur 6 Jahre alt, sie wurde hier geboren.

2013 erwarben Miron und seine Frau die deutsche Staatsangehörigkeit, und die deutsche Wählerschaft erweiterte sich um zwei Personen.

ЭДУАРД ЗИНОВЬЕВИЧ БЕРДИЧЕВСКИЙ:«Я НАШЕЛ СИНАГОГУ…»(ЖИТОМИР – КИЕВ – КАСКЕЛЕН – СЕВЕРОМОРСК – КИЕВ – ФРАЙБУРГ)

Эдуард Бердичевский родился в октябре 1939 года в Житомире. Так же, как и его старший брат Леонид.

Но никто из родителей в Житомире не родился. Отец, Зиновий Бердичевский (1906–1989), был родом из Золотоноши, где дед был плотником и вообще мастером на все руки. Мама, Хана Пейсаховна Лещинская (1908–1949) – коренная киевлянка. Ее дедушка с бабушкой жили на Подоле, на Ярославской улице, в небольшой 3-комнатной квартирке: дедушка был кантором синагоги на Межигорской улице.

Учась в Киеве на рабфаке, Зиновий познакомился с мамой, и вскоре они поженились. По окончании института он получил направление и переехал вместе с женой в Житомир, где у них родились двое сыновей – Леонид и Эдуард.

Но 22 июня, когда началась война с немцами, отец уже был в Красной Армии, в инженерных войсках. Еще накануне Финской войны его мобилизовали и отправили на западную границу, где вовсю строились аэродромы и авиационные базы.

Житомир между тем начали бомбить едва ли не в первый же день войны. Мама в панике схватила сыновей и бросилась к родителям в Киев. Там была своя паника, Киев тоже основательно бомбили. Эвакуироваться было практически невозможно, но помог, вероятно, военкомат, поддерживавший семьи фронтовиков. В результате все Бердичевские и Лещинские (дедушка с бабушкой и тетя) сели в товарный вагон, и эшелон – под бомбежками и налетами – увез их на восток, в глубокий тыл, прочь от Бабьего Яра. По дороге, отойдя за кипятком, мама отстала от поезда, но потом каким-то чудом нагнала его. Радость этой встречи была безграничной.

Двухлетний мальчишка, конечно, не запомнил всех подробностей этого бегства и этого испытания. Бердичевские и Лещинские эвакуировались в Алма-Ату, откуда их направили в небольшой городок Каскелен. Само место было очень красивое: вдали синели снежными шапками горы Алатау.

Здесь, в Каскелене ими уплотнили семейство местного милиционера-казаха. Тот их фактически спас, пустив в стоявшую во дворе времянку – небольшую мазаную избушку, но с печью! В ней вполне можно было перезимовать. И сюда же, в Каскелен, приходил денежный аттестат от отца.