Nach der Befreiung von Warschau und anderer polnischer Gebiete wurde er in Polen aufgehalten, wo auch der Krieg für ihn zu Ende ging. Seine Armeeeinheit wurde zu polnischen Streitkräften abkommandiert. Sie halfen bei der Räumung von Minen und anderen Aufgaben der Pioniereinheiten.
Anfang 1946 wurde die englische Königin «ausgezeichnet». Sie schenkte allen sowjetischen Offizieren, die mit der polnischen Armee zusammengearbeitet hatten, ein großes Stück Kleidungsstoff aus hochwertigem Stoff «Boston». Dieses Stück war das einzige, was der Vater von der Front nach Hause mitbrachte.
Als man den Kiewern die Rückkehr in ihre Heimatstadt gestattete, kehrten die Berditschevskij's und Leschinskij's in die stark zerstörte Stadt zurück. Ihre Haus und Wohnung wurden glücklicherweise unversehrt geblieben, aber dort lebten jetzt die andere Bewohner. Einer der Neumieter pochte arrogant nicht nur auf sein Bleiberecht, sondern auch auf seine physische Stärke gegenüber zwei alten Männern, zwei Frauen und zwei Kindern (Der Mann war in der Besatzungszeit als Polizei aktiv). Und die Mutter konnte ihn gegenüber nichts tun. Als jedoch der Vater aus der Armee zurückkehrte, wurde der Mann sanft und kleinlaut, bis er dann für immer ausquartiert wurde.
Der Vater, ein Armeebauingenieur, kehrte in das verwahrloste Kiew zurück, wo buchstäblich alles wiederaufgebaut werden musste, angefangen von der Kanalisation (Toiletten befanden sich auf dem Hof, wie zuvor im Dorf) bis zur Stromversorgung. Es mangelte nicht nur an einfachen Arbeitskräften, sondern auch an qualifizierten Spezialisten. Er fand schnell eine interessante Tätigkeit auf dem Gebiet der Energiewirtschaft, zuerst als Bauingenieur, dann als Abteilungsleiter.
Die Mutter starb leider bald – zu Beginn des Jahres 1949. Sie schaffte es noch ihre beiden Söhne, den 7-jährigen Edik und den 11-jährigen Leonid, der in Kaskelen zur Schule nicht gehen konnte, gleichzeitig einzuschulen. Aus dem königlichen Stoff «Boston» wurden beiden Kindern ausgezeichnete Hosen geschneidert.
Nach dem Schulabschluss folgte Eduard dem Vorbild seines Vaters: Die militärische Karriere – nur, Gott sei Dank, ohne Kampferfahrung. Als er 18 Jahre alt wurde, trat er in eine Militäschule, die er las junger Leutenant absolvierte. Danach trat er die Militar-Ingeneur-Akademie in Leningrad: Unter 500 Neulinge gab es nur 4–5 Juden.
Noch davor, in 1961, anstatt zu Eintrittsprüfungen vorzubereiten, kam Eduard nach Kiew an und verlebte sich in Valentina Beschinova, eine Studentin des Kiewer Instituts der Volkswirtschaft. In 1963 wurde sie nach Leningrad überwiesen. Bald haben sie in Liebe geheiratet, und 1965 haben sie eine Tochter Anna bekommen.
Als Eduard die Akademie absolvierte, bekam er die Anweisung für Marine am Pazifischen Ozean. Zuerst nach Petropawlowsk-Kamchatskij, danach nach Wladiwostok. Wegen der Krankheit von Tochtet wurde er aus dem Fernen Osten nach Severomorsk versetzt, wo er als Hauptingenieur in einem Projektierungsinstitut diente.
Эдуард Бердичевский / Eduard Berdichevskij (2010)
Es gab nur wenige Juden im Institut, aber ab und zu – insbesondere im Bezug von politischen Krisen im Nahen Osten – wurde er sowieso in sogenannte «Erste Abteilung» aufgefordert um immer die gleichen Pflichtfragen zu beantworten: «Haben Sie Verwandten in Israel? Sprechen Sie Jiddisch? Und Hebräisch?..» usw.
Ende 1980er zog sich die Familie wieder nach Kiew um. Dort war Eduard ein Vize-Direktor eines großen militär-industriellen Unternehmens: Guter Gehalt, gute Rente. Aber als Anfang 1990er alles, inklusive Panzererzeugung gefallen wurde, und 3500 Arbeiter wurden über Nacht entlassen, verlass Eduard das Unternehmen selbst. Und bedauerte es nie!
Einer der seiner Freunde, der Direktor der Musikschule war, lud ihn zu sich ein, als einfache Wacher zu arbeiten. Und dadurch ist die glücklichste Zeit in Eduard’s Leben entstanden – beste Musik, bestes Publikum, ein sehr gutes Milieu!
Nur materiell war es schwer, die Entscheidung über die Emigration schlug also selbst vor! Aber wohin? Die Tochter meinte: «Papa, entweder nach Russland oder nach Deutschland!». Und kurz danach, nachdem sie Russland unter die Lupe ansah, korrigierte sie sich etwas: «Papa, nur nach Deutschland! Es wird besser für uns alle».
Entschieden wurde es 1996, und 2001 kamen Eduard und Valentina nach Freiburg. Neulich waren beide eingebürgert!
Nur ihre liebste Tochter, die alles so deutlich in ihrem Schicksal definierte, – sie selbst… blieb in Russland! Nach der Hochschule in Arсhangelsk kam sie mal nach Kiew, um die Eltern zu besuchen, und dort, in Kiew, hat sie einen jungen Mann kennengelernt, der genauso wie sie, aus Russland nach Kiew zu seinen Eltern kam! Drei Tagen später kam der junge Mann zu Berditschevskij's, um um die Hand ihrer Tochter zu bitten.
Es stellte sich heraus, dass auch er ein ehemaliger Armeeangehörige ist, sein Wehrdienst verrichtete er hinter Krasnojarsk. Nach der Entlassung fand er ein gutes Job in Moskau, und jetzt, in Kiew, fand er auch seine Liebe und Frau. Ist das nicht süß?
Leider, dauerte das Glück nicht zu lange. Die Tochter wurde schwer krank. Und, obwohl sie doppelt so lange als die besten Versprechungen der Ärzte leben konnte, verstarb sie vor einigen Jahren, im Alter von noch gar keine 50 Jahre alt. Alle drei Enkelkinder sind in Moskau: Einer absolvierte die Lomonosov Universität, zweiter – studiert dort und dritte – überlegt noch, was zu tun.
Ein neues Leben im Alter von 62 Jahren zu beginnen war nicht leicht. Man musste die deutsche Sprache lernen und sich in eine fremde Gesellschaft integrieren. Eduard und Valentina wandten hierfür alle Mühe auf.
Hier entdeckte Eduard etwas für ihn ganz Wichtiges und Unerwartetes. Er drückt es so aus: «Ich entdeckte für mich die Synagoge». Diese neue Lebensseite diszipliniert ihn und hilft die Schicksalsschläge zu überstehen. Und solche Schläge gab es auch in seiner Freiburger Zeit. Begegnungen mit interessanten Menschen, Vorlesungen, Ausflüge, Konzerte, Besuche anderer Gemeinden unseres Landes, die der Vorstand regelmäßig durchführt, erweitern unseren Horizont.
Vor Freiburg war er, ein Enkelkind des Kiewer Kantors, noch nie in einer Synagoge gewesen! Die Familie seines älteren Bruder Leonid ist schon längst in Israel, nur Leonid selbst blieb in Kiew, schloss sich der jüdischen Gemeinde ein und lebt auch mit der Gemeindeinteressen. Ihr Großvater, Pejsach Leschinskij, hätte sich darüber sehr gefreut!
ЭЛИ КЛИГЛЕР: «ЧЕМ Я НЕ РУССКИЙ ЕВРЕЙ?»(ЧЕРНОВЦЫ – КАМПУЛУНГ – БЕЕР-ШЕВА – МЮНХЕН – ФРАНКФУРТ-НА-МАЙНЕ – ФРАЙБУРГ)
В Румынии и СССР
Со стороны отца семья Эли Клиглера из Черновиц, со стороны матери – из Вены. В XIX веке оба эти города были в одной стране, точнее, в одной Империи – в Австро-Венгерской. С той поры оба города как следует покачало на волнах истории: Вена побывала под немецким гауляйтером, а Черновцы – и под румынским королем, и под советским секретарем обкома. Но даже при Советах в Черновцах не пресекалась ни немецкая, ни еврейская жизнь и речь.
Дед Эли, Исраэль Элиягу Клиглер, родился и умер в Черновцах, где был уважаемым человеком – промышленником и габаем Большой синагоги. Тогда чуть ли не половину населения города составляли евреи, говорившие и на идише, и на немецком. В Черновцах, в 1894 году, родился отец Эли Клиглера – Вильгельм, а в 1901 году, в Вене, родилась его мать – Генриэтта. В 1921 году они поженились, и в 1922 родился их первенец Леопольд, единственный и старший брат.
Когда в 1939 году Черновцы были аннексированы СССР, на руках у советских были разные списки, в том числе и двухсот самых видных евреев, которым предстояла депортация в Сибирь. В списке был и отец Эли – Вильгельм, но его не нашли, а вместо него забрали его брата вместе с женой. Так отец избежал Сибири, но еще неизвестно, кому тут меньше не повезло.
В январе 1941 года родился Эли, а спустя полгода немецкие и румынские войска покатились на восток. Заняв по пути и Черновцы, немцы организовали здесь, как и повсюду, гетто. Родительский дом Клиглеров оказался на его территории, и в нем сгрудились все остальные родственники, жившие в других частях города. К этому времени немцы запретили принимать еврейских беженцев из Польши. Когда два родственника Клиглеров из Польши пришли к отцу и попросили убежища, он им отказал – как из-за запрета, так и из-за того, что дом уже был до крайности переполнен. Тогда эти «милые» люди донесли в полицию, что в доме отца живут польские беженцы, после чего отца арестовали и зверски били. Чтобы вытащить его за деньги из тюрьмы, мать продала все драгоценности и меха, – и его выпустили! Когда отца освободили, его было уже не узнать: успешный и богатый предприниматель и спортсмен превратился в раздавленного побоями и ущербного полуинвалида.
Очень многие евреи Черновиц были депортированы в Транснистрию, большинство из них там погибло. Но Клиглерам удалось пережить все ужасы гетто, избежать депортации и дождаться прихода в Черновцы в 1944 году русских. Вот вам сильное детское впечатление: по улице проходят советские танки, 4-х летний мальчик стоит с мамой на краю, и земля дрожит у него под ножками.
Еще в 1945 году, не дожидаясь конца войны, родители Эли решили бежать и от этой – советской – системы. С помощью симпатичных украинских проводников они нелегально перешли советско-румынскую границу. Но на границе произошло неожиданное: украинцы перестали быть милыми и просто забрали у них всё, что у них с собой было, кроме нательной одежды. В таких случаях говорят «гол, как сокол», но было и чему радоваться: Клиглеры были живы и попали туда, куда хотели, – в Румынию.
Они остались в Буковине, в городе в Ваттра-Дорнее в румынской ее части (Черновцы были столицей Северной Буковины, оставшейся в СССР) и в конце концов осели в Кампулунге, где жила сестра отца. Сам отец пытался устроиться на работу, но в том состоянии, в котором он вернулся из тюрьмы, единственное, что он ещё мог делать – быть ночн