Исторические происшествия в Москве 1812 года во время присутствия в сем городе неприятеля — страница 38 из 61

zurück zu eilen, um noch so viel als möglich aus der verlassenen Wohnung zu retten, der sich, das immer weiter sich verbreitende Feuer, – welches am Montag Nachmittage, in der Fischgasse ausbrach – schon so sehr genahet hatte, daß Czermacks ohne Gefahr nicht dort bleiben konnten. Wie hatte aber die Vorsorge Gottes, die Hülfe auf wunderbare Weise schon früher vorbereitet. Hätte der Commissair nicht Pferde geschaffet und die Fliehenden begleitet, so hätten sie den Wagen, und ihre besten Sachen zurücklassen müssen, und sie wären auf der Straße leicht nackt ausgeplündert, und mißhandelt worden. Auf alle Fälle aber in der nachfolgenden bösesten Zeit, dachlos, und ohne Nahrungsmittel bleiben müssen. Eben so würde es mir gegangen seyn, wenn ich den Obristen Noaille, nicht gesehen, um ihn ins Demidowsche Haus bringen zu können. Nun hatten wir Alle, durch Gottes Gnade, Wohnung und Speise, Sicherheit der Personen, und mindestens die nöthigsten Bedürfnisse. Bald kehrte Hr. Cz. und der Commissair unverrichteter Sache zurück. In der kurzen Zeit, wie die Fahrt nach meiner Wohnung dauerte, hatte das Feuer schon beynah das Ende der Gasse erreicht, in deren Mitte das Haus des Geistlichen stand, bey welchem Hr. Cz. sich eingemiethet hatte, welches damals noch unversehrt war. Dieses scheinet unglaublich, und ist doch wahr. Es ist kaum möglich, sich eine Vorstellung zu machen, mit welcher Schnelligkeit ein ganzer Stadttheil in vollen Flammen stand, wie ich nachher mich selbst zu überzeugen Gelegenheit hatte, wenn ich mich des Nachts, oben in dem Thürmchen befand, welches über meinem Hause war, von wo aus man weit umher sehen konnte. In stockfinstrer Nacht, lagen die Stadttheile umher, bis plötzlich auf viele Dächer zugleich, kleine Flämmchen sichtbar wurden, u. nun dauerte es nicht lange, so glich der ganze Stadtheil, wo diese feuerigen Vorbothen sich zeigten, einem ganzen Feuermeere; denn, die ganze Zeit als es in Moskau brannte, wehete ein heftiger Wind, als ob er sich zum Verderben der Stadt verschworen hätte, die aufsteigenden Flammen wurden von dem starken Winde horizontal niedergedrückt. Er fuhr über sie hin, und so glich das Ganze mehr einem feurigem Meer, als einem gewöhnlichen Brande von Häusern. An Retten, u. löschen, war nicht mehr zu denken, obwohl Napoleon beym Beginn des Brandes, den er für zufällig hielt, die strengsten Befehle zum Löschen gab, und auch persönlich auf mehreren Brandstellen erschien. Da er aber erfuhr, daß die vorhandenen Sprützen abgeführet waren, und mehrere Stadttheile zu gleicher Zeit zu brennen anfingen, gab er das vergebliche Bemühen, dem Feuer Einhalt zu thun auf. Nur auf diese Weise war es möglich daß 4/5 oder 5/6 Theile einer so weitläuftigen Stadt wie Moskau es war vom Montage bis Sonnabend – in fünf Tagen abbrennen konnte. Unser gute Comissair, wählte sich am andern Morgen in dem einem grade überstehenden Hause, welches dem Obristen Tolbuchin gehörte, eine Wohnung, und blieb noch mehrere Wochen, unser Freund und Wohltäther. Ich bedaure es schmerzlich, seinen Namen vergessen zu haben, welches aber daher kam, daß wir ihn, von dem Augenblick an, da er sich uns als Landsmann zu erkennen gab, nur immer Herr Obercomissair, und nicht bey seinen Namen nannten. Wie die im Demidowschen Hause einquartierten Obristen am Mitwoch Morgen erwachten, ging mein Laufen und Rennen wieder an, doch hatte ich großen Beystand von Hr. u. Mad. Cz. die mir willig abnahmen, was sie verrichten konnten. Besonders kam die Sprachkunde der Mad. Czermack uns sehr zu statten, welche dolmetschen u. übersetzen konnte, wo meine wenigen Kenntnisse der französischen Sprache nicht ausreichen konnte. Mitwoch Vormittag foderten mich zwey Obristen auf, ihnen den nächsten Weg nach dem Kreml zu zeigen. Ich gehorchte und führte sie durch die sogenannte Nikolsky Worota. Als wir bey Gastinnoi Dwor, oder den Buden, ankamen, erblickte ich eines, gewiß in seiner Art, einziges Schauspiel. Tausende von Soldaten aller Waffengattung, und fast eben so viele gemeine Leute in russischer Tracht, waren bemühet, die geöffneten Buden auszuleeren, und die noch Verschlossenen, in eben der Absicht zu erbrechen. Alles ging dabey so friedlich und freundschaftlich zu, obwohl sich die beyden Nationen nicht besprechen konnten. Jeder nahm, was ihm gefiel, keiner hinderte den Andern, da genug für Alle vorhanden war. Nur sah man oft, von einem, einen früher gesammelten Bündel Waaren auf die Erde hinwerfen, sobald er in einer andern Bude etwas fand, was ihm mehr gefiel, oder er besser zu gebrauchen meynte. Das Hingeworfene, ward sogleich von Andern aufgenommen, davon getragen, oder später mit etwas besserm verwechselt. Der ganze Anblick glich einem Gabelfrühstücke, bey welchem jeder der eingeladenen Gäste, sich das wählet was seinem Gaumen am meisten behaget. In den geöffneten Buden, wo sonst eingemachte Früchte verkauft wurden, griffen die Plünderer mit schmutzigen Händen, ohne Ekel, der Reihe nach hinein, und ob ich wohl nahe an zwey Stunden herum ging, hörte ich keinen Wortwechsel, vielweniger Zank. Nur einmal sah ich, daß ein französischer Soldat, einem Russen ein Stück Tuch wegnahm, welches er nur mit großer Anstrengung vermochte, weil der Bauer es nicht lassen wollte. Als aber dennoch der Soldat das Tuch in seine Gewalt bekam, lief ihm der Bauer nach, und machte Versuche, es ihm wieder zu entreissen. Da warf ihm der Soldat einen Sack von etwa 3/4tel Arschin in die Länge, und etwas weniger breit zu, und eilte davon. Der Bauer öffnete den Sack, blickte hinein, und fing ein so gräßliches Geschrey an, von dem man nicht wußte, ob es Freude, oder Jammer bedeuten sollte, wodurch er die Augen der Umherstehenden, auf sich zog. Der Bauer schrie immer lauter, und fing endlich so schnell als möglich zu laufen an, den Sack mit beyden Händen an die Brust drückend, bis ich ihn aus dem Gesichte verlor, obgleich ich ihn aus der Ferne noch hören konnte. Vermuthlich war der Sack mit Banknoten gefüllt, deren Werth der Soldat nicht kannte, der Bauer aber auf den ersten Blick zu schätzen wußte, und daher seine sich durch Lachen und Weinen geäusserte Freude über diesen unerwarteten großen Fund. Auch der Obrist Couteil nahm einem mit Safianstiefel beladenen Soldaten ein paar Grünfarbige ab, welche dieser ihm willig überließ, und als er bald darauf einem Andern, mit Zobelfellen sah, bat er sich Eines aus, welches er zerschneiden, und als äussere Verbräm an den obern Rand der Stiefeln heften lassen wollte, weil er – wie er scherzend sagte – im kalten Rußland wäre. Sobald die Obristen in den Kreml gingen, besuchte ich das Schillingsche Haus, wo ich lange klopfen mußte, bis ich eingelassen ward. Ich fand den zurückgelassenen Comptoirdiener Settelmeyer wohlgemuth, weil noch kein Franzose ins Haus gekommen, und niemand ihn beunruhiget hatte. Eigentliche Plünderung, wie sie nachher befohlen, und 17 Tage mit aller Oeffentlichkeit gedauert hatte, fand damals im Allgemeinen noch nicht statt. Alle Excesse geschahen nur, wenn sich eben eine gute Gelegenheit dazu fand, und sie entweder heimlich verübet, oder bey Nacht vollbracht werden konnten, und so kam ich auch an diesem Tage glücklich nach Hause. Am Abend kamen die Obristen, und sagten uns, Napoleon habe kurz vor ihrer Entfernung aus dem Kreml, die Stadt verlassen, und sich nach Petrowsky begeben, weil er erfahren habe, daß in dieser Nacht, der bereits unterminirte Kreml in die Luft gesprengt werden sollte. Sie riethen uns, in ihrer Begleitung gleichfalls nach Petrowsky aufzubrechen; welches ich aber aus folgendem Grunde zu thun verweigerte. Erstens, weil ich – dem Schutze Gottes vertrauend – meine Wohnung nicht eher verlassen wollte, bis es die höchste Nothwendigkeit durchaus gebieten würde. Dann hielt ich uns – nehmlich Hr. Cz. Familie, und alle die bey mir eingekehrt waren, mit den Kindern, im freyen Felde bey Petrowsky – denn auf eine Wohnung war dort nicht zu rechnen – weniger sicher wie in der Stadt; und endlich, war es leichter, mein Haus zu verlassen, als wieder dahin zurückkehren zu können. Als aber der Obrist Couteill sah, daß mein Entschluß fest stand, so ließ er die übrigen drey Obristen (seine Kameraden) nach Petrowsky abziehen, und blieb allein bey uns, um uns zu schützen, und befielt mehrere Diener, Soldaten, und einen großen angespannten Proviantwagen zurück, um im Falle der Noth, die Kinder und Personen, die nicht gehen konnten, nach Petrowsky führen zu können. Die ganze Nacht brachten wir auf dem Hofe zu, und hatten genug zu thun, die fliegenden Feuermassen, sogleich zu löschen, die immerwährend auf unsere Dächer, und andere zündbare Dinge niederfielen, da grade einer der nächsten Stadttheile an der Schmiedebrücke, in dieser Nacht abbrante. Am andern Morgen zog Napoleon wieder in die Stadt, weil sich das Gerücht von unterminirung des Kremls nicht bestätigte, und eine deßfallsige Untersuchung bewies, daß keine Gefahr dieser Art vorhanden war. Das Feuer wüthete Tag und Nacht fort, und wie ich eben sagte „Es brannte planmäßig[“], nehmlich so daß in jeder Nacht (trotz der nunmehrigen Wachsamkeit der französischen Behörde) irgend ein Stadttheil in Asche gelegt ward; abgerechnet, wozu der immerwährende Wind seinerseits that, das Feuer weiter zu verbreiten, ohne das es einer besondern Ansteckung bedurfte.

Man kam endlich den Ansteckern auf die Spur, und so wie man Einen ergriff, ward er auf dem Twerskoy Boulevard an einem Laternenpfahle aufgehangen. Auch auf unserm Hinterhofe ward einer festgenommen, bey dem man Zündstoffe, sowohl in trockenen, und liquiden Inhalt fand, die ihm von dem Obrist Couteill abgenommen und zu Napoleon gebracht wurden. Der Mann aber ward zur Pforte hinausgeführt, und sogleich erschossen. Der freye Raum hinter unserm Hause war der eigentliche Executionsplatz, darum standen immerwährend einige Compagnien Füseliers auf dem sogenannten Apfelmarkt, auf den man durch den hintern Hof des Demidowschen Hauses hinaustrat. Ich bin wenig in andere Straßen gekommen, aber die Schmiedebrücke, Petrowka, der Kirchhof und die enge Straße, die zur Hauptwache, und zum Hause des Generalgouverneurs führete – welches jetzt vom Marschall Berthier bewohnet war – lagen voll todter Menschen, und crepirter Pferde, über deren schon in Verwesung übergegangene Ueberreste man hinwegsteigen mußte, wenn man seinen Weg fortsetzen wollte. Nur einmal hatte Einer, oder Mehrere den frevelhaften Schertz gemacht, die Todten von der Straße aufzunehmen, und in jeder Nische, des Eckhauses, (rechts von der Schmiedebrücke, nach der Petrowka) einen, oder zwey Leichen, in lächerlicher Stellung hingesetzt, so daß in jeder Nische sich eine