Немецкий язык с Генрихом Бёллем. Хлеб ранних лет — страница 8 из 60

ße; zurückkommen): schwefelgelb war die Soße (соус был серно-жёлтый; der Schwerfel — сера), so gelb, wie die Sonne auf Bildern von Sonntagsmalern ist (как солнце на картинах художников-любителей). Und wir aßen die Suppe (ели суп; essen-aß-gegessen), aßen den Pudding — aßen die Soße und warteten (и ждали), ob der Schalter sich noch einmal öffnen würde (откроется ли окошко ещё раз): manchmal gab es noch ein Stück Brot (иногда давали ещё кусок хлеба; geben-gab-gegeben) — und einmal im Monat verteilte Schwester Clara ihre Zigarettenration an uns (и раз в месяц раздавала нам сестра Клара свой сигаретный паёк): jeder bekam eins oder zwei von diesen kostbaren weißen Stäbchen (каждый получал одну или две из этих драгоценных белых палочек) — meistens aber öffnete Schwester Clara den Schalter nur (в большинстве же случаев открывала сестра Клара окошко только), um uns zu sagen (чтобы сказать нам), dass sie nichts mehr habe (что у неё больше ничего нет). Jeden Monat wurden die Gruppen (каждый месяц группы), die Schwester Clara auf diese Weise speiste (которые таким образом кормила сестра Клара), gewechselt (менялись), und wir kamen dann in die andere Gruppe (и мы попадали тогда в другую группу; kommen-kam-gekommen), die viermal wöchentlich kommen durfte (которой /тоже/ разрешалось приходить четыре раза в неделю), und dieser vierte Tag war der Sonntag (и этот четвёртый день был воскресеньем): und an Sonntagen gab es manchmal Kartoffeln mit Bratensoße (а в воскресенье давали иногда картошку с соусом от жаркого), und ich wartete so sehnsüchtig auf das Ende eines Monats (и я ждал так страстно: «с таким страстным ожиданием» конца месяца), um in die andere Gruppe zu kommen (чтобы попасть в другую группу), so sehnsüchtig, wie ein Gefangener auf das Ende seiner Gefangenschaft wartet (как ждёт заключённый конца своей неволи; fangen-fing-gefangen — ловить; пленить).




1          Schon das Wort „preiswert" genügte, um mich ihn, den ich keineswegs als hassenswert in Erinnerung hatte, hassen zu machen, denn ich hasse das Wort „preiswert". Auch mein Vater weiß von Zeiten zu erzählen, in denen ein Pfund Butter eine Mark, ein möbliertes Zimmer mit Frühstück zehn Mark kostete, Zeiten, in denen man mit dreißig Pfennigen in der Tasche mit einem Mädchen tanzen gehen konnte, und im Zusammenhang mit Erzählungen aus diesen Zeiten wird das Wort „preiswert" immer mit einem anklagenden Unterton ausgesprochen, als sei der, dem's erzählt wird, schuld daran, dass die Butter jetzt das Vierfache kostet. Ich habe den Preis für alle Dinge erfahren müssen — weil ich ihn nie zahlen konnte —, als ich als sechzehnjähriger Lehrling allein in die Stadt kam: der Hunger lehrte mich die Preise; der Gedanke an frischgebackenes Brot machte mich ganz dumm im Kopf, und ich streifte oft abends stundenlang durch die Stadt und dachte nichts anderes als: Brot. Meine Augen brannten, meine Knie waren schwach, und ich spürte, dass etwas Wölfisches in mir war: Brot. Ich war brotsüchtig, wie man morphiumsüchtig ist. Ich hatte Angst vor mir selbst, und immer dachte ich an den Mann, der einmal im Lehrlingsheim einen Lichtbildervortrag über eine Nordpolexpedition gehalten und uns erzählt hatte, dass sie frischgefangene Fische lebend zerrissen und roh verschlungen hätten. Noch jetzt oft, wenn ich mein Geld abgeholt habe und dann mit den Scheinen und Münzen in der Tasche durch die Stadt gehe, überkommt mich die Erinnerung an die wölfische Angst jener Tage, und ich kaufe Brot, wie es frisch in den Fenstern der Bäckereien liegt: Zwei kaufe ich, die mir besonders schön erscheinen, dann im nächsten Laden wieder eins, und kleine braune knusprige Brötchen, viel zu viele, die ich dann später meiner Wirtin in die Küche lege, weilich nicht den vierten Teil des gekauften Brotes essen kann und mich der Gedanke, das Brot könne verderben, mit Angst erfüllt.

2          Am schlimmsten waren für mich die Monate kurz nach Mutters Tod gewesen: ich hatte keine Lust, die Elektrikerlehre fortzusetzen, aber ich hatte schon so vieles versucht: ich war Banklehrling, Verkäufer, Tischlerlehrling gewesen; alles immer für genau zwei Monate, und ich hasste auch diesen neuen Beruf, hasste meinen Meister so sehr, dass mir oft schwindlig wurde, wenn ich abends in der überfüllten Straßenbahn ins Lehrlingsheim zurückfuhr; aber ich hielt die Lehre durch, weil ich mir vorgenommen hatte, es ihnen zu zeigen. Viermal in der Woche durfte ich abends ins St.-Vinzenz-Hospital kommen, wo eine entfernte Verwandte von Mutter Küchenschwester war: dort bekam ich Suppe, manchmal auch Brot, und ich fand auf der Bank vor dem Küchenschalter jedesmal vier oder fünf andere Hungrige vor, meistens waren es alte Männer, die ihre zitternden Hände zum Schalter hin ausstreckten, wenn die Klappe geöffnet und die runden Arme von Schwester Clara sichtbar wurden, und ich musste an mich halten, um ihr die Suppenschale nicht aus der Hand zu reißen. Diese Suppenausgabe fand immer spät statt, wenn die Kranken längst schliefen — man wollte ihren Argwohn nicht wecken, als würde hier mit ihrer Zuteilung eine unangebrachte Barmherzigkeit getrieben, und in dem Flur, in dem wir hockten, brannten nur zwei 15-Watt-Glühbirnen, die unser Mahl beleuchteten. Oft wurde unser Schlürfen unterbrochen, die Klappe ein zweites Mal zurückgeschoben, und Schwester Clara schob Teller voller Pudding in die Öffnung: dieser Pudding war immer rot, so knallig rot wie die Zuckerstangen, die es auf Rummelplätzen gibt, undwenn wir zum Schalter stürzten, stand Schwester Clara hinten in der Küche, kopfschüttelnd, seufzend, meistens den Tränen nahe. Sie sagte dann: „Wartet", ging noch einmal in die Küche zurück und kam mit einer Kanne voll Soße zurück: schwefelgelb war die Soße, so gelb, wie die Sonne auf Bildern von Sonntagsmalern ist. Und wir aßen die Suppe, aßen den Pudding — aßen die Soße und warteten, ob der Schalter sich noch einmal öffnen würde: manchmal gab es noch ein Stück Brot — und einmal im Monat verteilte Schwester Clara ihre Zigarettenration an uns: jeder bekam eins oder zwei von diesen kostbaren weißen Stäbchen — meistens aber öffnete Schwester Clara den Schalter nur, um uns zu sagen, dass sie nichts mehr habe. Jeden Monat wurden die Gruppen, die Schwester Clara auf diese Weise speiste, gewechselt, und wir kamen dann in die andere Gruppe, die viermal wöchentlich kommen durfte, und dieser vierte Tag war der Sonntag: und an Sonntagen gab es manchmal Kartoffeln mit Bratensoße, und ich wartete so sehnsüchtig auf das Ende eines Monats, um in die andere Gruppe zu kommen, so sehnsüchtig, wie ein Gefangener auf das Ende seiner Gefangenschaft wartet.




1          Seit damals hasse ich das Wort „preiswert", weil ich es immer aus dem Munde meines Meisters hörte (так как я его всегда слышал из уст = от моего мастера): Wickweber war wohl das (был, пожалуй, тем), was man einen rechtschaffenen Mann nennt (что называют порядочным человеком), er war tüchtig (дельный, трудолюбивый), verstand sein Handwerk (понимал своё ремесло; das Werk — дело), war auf seine Weise sogar gutmütig (был, по-своему, даже добродушен; die Weise — способ). Ich war noch nicht ganz sechzehn (мне ещё не было полных шестнадцати), als ich zu ihm in die Lehre kam (когда я поступил к нему на учёбу). Er hatte damals zwei Gehilfen und vier Lehrlinge (у него было тогда два помощника и четыре ученика; helfen — помогать), außerdem einen Meister (/и/ кроме того, /один/ мастер), der aber war meistens in der kleinen Fabrik (который, однако, чаще всего был на маленькой фабрике), die Wickweber damals gerade anfing (которую Виквебер тогда как раз начал = основал; anfangen). Stattlich war Wickweber (Виквебер был статный), gesund und fröhlich (здоровый и весёлый), und nicht einmal seine Frömmigkeit entbehrte der sympathischen Züge (и даже его благочестие не было лишено симпатичных черт; nicht einmal — дажене; fromm — благочестивый; der Zug — /здесь/ черта/характера/). Anfangs mochte ich ihn einfach nicht (сначала я просто не чувствовал расположения к нему; mögen-mochte-gemocht), aber zwei Monate später hasste ich ihn nur um der Gerüche willen (но через два месяца я ненавидел его /уже/ только из-за запахов; um … willen — из-закого-либо, чего-либо), die aus seiner Küche kamen (которые шли = доносились из его кухни): es roch nach Dingen (пахло вещами; das Ding; riechen-roch-gerochen /nach/), die ich noch nie geschmeckt hatte (которые я ещё никогда не пробовал): nach frisch gebackenem Kuchen (свежеиспечённым пирогом; backen — печь; der Kuchen), nach Braten (жарким) und heißem Schmalz (и горячим топлёным салом; das Schmalz), und dieses Vieh (и это животное), das in meinen Eingeweiden wühlte (которое копалось в моих внутренностях; das Eingeweide), der Hunger (голод) — für ihn waren diese Gerüche unerträglich (для него эти запахи были невыносимы; tragen — носить): er bäumte sich auf (он /голод/ противился; sich aufbäumen — вставатьнадыбы), sauer und heiß stieß es in mir auf (это вызывало во мне кислую и горячую отрыжку; aufstoßen, stoßen-stieß-gestoßen — толкать), und ich fing an (и я начал; anfangen), Wickweber zu hassen (ненавидеть), weil ich mit zwei Scheiben Brot (так как я с двумя ломтиками хлеба; die Scheibe), die mit roter Marmelade zusammengeklebt waren (которые были склеены красным джемом), morgens zur Arbeit fuhr (по утрам приезжал на работу; fahren-fuhr-gefahren), und mit einem Kochgeschirr voll kalter Suppe (и с котелком совершенно холодного супа), die ich mir auf irgendeiner Baustelle hätte wärmen sollen (который я должен был бы себе разогреть на какой-нибудь стройплощадке), die ich aber meistens schon auf dem Wege zur Arbeit verschlang (но который я чаще всего проглатывал уже по дороге на работу; verschlingen). Wenn ich dann zur Arbeit kam, klapperte das leere Kochgeschirr in meiner Werkzeugtasche (громыхал пустой котелок в моей сумке для инструментов), und ich rechnete damit (и я рассчитывал), dass irgendeine Kundin mir Brot, einen Teller Suppe oder sonst etwas Essbares geben w