Том 2. «Проблемы творчества Достоевского», 1929. Статьи о Л.Толстом, 1929. Записи курса лекций по истории русской литературы, 1922–1927 — страница 102 из 135

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«Und noch Eins: Da die Liebe zur Menschheit als Individuum^ Liebe zu einem Gegenstand ist, der Gott und nur Gott — allein — in seiner Werttotalität gegeben ist, so gibt es nur eine Liebesintention zur Menschheit als Individuum; das ist jene, die durch Gott hindurch führt, die Gottes auf die Menschheit gehenden Liebesakt 'mit'vollzieht, ohne daß dem Träger dieses mitvollziehenden Aktes je auch gegeben wäre, was Gott in seiner Liebe und nur Ihm gegeben ist; d.h. die wahre Liebe zur Menschheit ist fundiert im 'amare in Deo'» (S. 220).

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«Und was nun so im kleinen gilt, gilt noch im großen. Auch die Familie ist geliebt auf irgendeinem immer mitintendierten Werthinter grund der Gens und des Stammes, der Stamm des Volkes, des Volkes der Nation, der Nation der Menschheit. Nie hat es ein Volk gegeben, das sich 'ganz allein' auf der Erde selbst erlebt hätte — ganz allein in Zeit und Raum und vor den Sternen; auch wenn es kein anderes Volk empirisch kannte, wenn es sich nie die Frage vorgelegt hätte, ob es allein sei — es hätte aber ein Mitglied ihm gesagt: 'Wir sind ganz allein in dieser Welt', so wäre jeder erschauert. Und eben in diesem 'Erschauern' wäre hervorgetreten, daß der ursprüngliche intendierte Gegenstand der Liebe größer und weiter war als dies Volk. Aber auch die Mensсhheit war nie und nirgends für den Menschen als isolierter Wertgegenstand seiner Liebe gegeben. Auch für sie bestand immer der 'Werthintergrund' irgendeiner Form des 'Göttlichen'. Diese Richtung seiner Liebe auf die Wertqualität des Göttlichen ist von den positiven Vorstellungen über die 'Götter' ganz unabhängig und geht der Bildung dieser Ideen voran. (Vgl. mein Buch: Vom Ewigen im Menschen, Bd. I)» (S. 224).

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«Die Grenze aller vergegenständlichenden Psychologie überhaupt (und der Experimentalspychologie im besonderen) kann ja erst deutlich und falsche Ansprüche dieser Wissenschaften können erst sinnvoll abgewehrt werden, wenn Natur und Schichtung seelisch-geistigen Seins genau festgestellt ist, bis zu der 'Beobachtung' überhaupt, ferner die Grenze bis zu der das pure Reaktionsexperiment (bei dem 'Beobachter der Versuchs leiter ist) und das durch 'systematische Selbstbeobachtung' unterstützte Experiment (bei dem Beobachter die Versuchspersоn ist) schließlich aber das nur der Veranschaulichung eines 'Gemeinten' dienende (nichtinduktive) phänomenologische Experiment vorzudringen vermögen» (S. 245–246).

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«1. Welches Wesensverhältnis besteht zwischen Ich und Gemeinschaft überhaupt — sowohl im ontischen Sinne als im Sinne des Wesenswissens? Oder besser: Besteht hier ein Wesensverhältnis evidenter Zusammengehörigkeit (mit strenger Absehung vom Dasein irgendeines bestimmten zufälligen Ichs und einer zufälligen Gemeinschaft)? Oder besteht überall nur faktische Verbindung? Bestehen ferner verschiedenartige echte Wesensverknüpfungen zwischen den Vitalwesen 'Menschen' und den Geistoder Vernunftwesen 'Menschen' oder ist eine dieser zwei Relationen nur eine 'zufällige' usw.?» (S. 248).

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«3. Das Problem des U rsprungs von Gemeinschaftsund Fremdbewußtsein überhaupt, d i. das transzendentalpsychologische Problem des Wissens von fremden Ichen, das mit der Rechtsfrage der Urteilssetzung so wenig zu tun hat wie mit dem Problem der empirischen sog. Entstehung und Entwicklung des Fremdbewußtseins im Ablauf eines Lebens vom Kind zum Erwachsenen. Hier handelt es sich vielmehr — wie bei allen echten 'Ursprungs'fragen — um die Frage, an welcher Stelle in der Ordnung der 'Fundierung' der Wis-sensintennionen (resp. der ihnen zuzuordnenden realgeistigen Akte der Person) das Bewußtsein von Gemeinschaft und anderen Ichen einsetzt, resp. welche Wissensakte je schon vollzogen sehr müssen, wenn Fremdwissen einsetzt: Also z. B. darum, ob Fremdichwissen am eigenen Ich gewannenes Ichbewußtsein überhaupt voraussetzt (wir werden Ja! zu antworten haben); ob es auch Selbstbewußtsein im Ursprung voraussetze (wir werden Nein! zu antworten haben); ob es ferner Gottesbewußtsein (im formalsten Sinne) entweder voraussetze, gleich ursprünglich mit ihm sei oder ihm in der Ordnung des Ursprungs folge (wir glauben, zeigen zu können — im Gegensatz zu Descartes —, daß es dem Gottesbewußtsein folge), ob Fremdichbewußtsein (im Sinne fremdgeistigen Ichs) ein Wissen um die Sphäre von Natura und ob ein Wissen um 'Realitas' in dieser 'Sphäre' (also 'reale Außenwelt') schon voraussetze, gleichursprünglich mit diesem Wissen sei oder dieses Wissen dem Fremdichwissen folge (wir glauben uns für 'geistiges Ich', für das dritte Glied der Disjunktion entscheiden zu müssen). Nur das, was wir Bestand von 'idealem Zeichensinn' — >überhaupt — > nennen — > können, — > werden — > wir — > als Voraussetzungsgegebenheit für die Aktualisierung des Aktes von Fremdwissen geistiger Subjekte zulassen. Dagegen wird es anders stehen mit der Frage nach dem Ursprung des Wissens um fremde vitalpsychische menschliche (resp. untermenschliche) Subjekte. Auch hier ist zu fragen: Ist dieses Wissen vorhergehend, gleichursprünglich oder folgend dem Wissen um Natur (der Sphäre und der Realität nach)? Wir werden zu antworten haben, daßv unser erstes Wissen um Natur selbst Wissen um Ausdruck von Lebewesen ist, also seelische Erscheinungen (die immer nur in Strukturzusammenhängen überhaupt gegeben sind) primär stets in Aus-druckseinheiten gegeben sind. Ist es ferner vorhergehend, gleichursprünglich oder folgend dem Wissen von (toter) Körperwelt? Wir werden 'vorhergehendv zu antworten haben. So ist dem Primitiven ähnlich wie dem Kinde das Phänomen des 'Toten' überhaupt noch nicht gegeben; alles Gegebene ist ihm ein großes Ausdrucksfeld, auf dessen Hintergrund sich je gesonderte Ausdruckseinheiten abheben. Ist es ferner vorhergehend, gleichursprünglich oder folgend dem Wissen um organische Form (beim Menschen 'Leib') und allem, was mit ihr wesensmäßig mitgegeben ist (Umwelt, spontane Bewegung usw.)? Wir werden antworten: gleichursprünglich. Erst von der Ganzheit des 'beseelten Leibes' geht die Differenzierung des Wissens in einer Richtung zum Leib-körper — in der andern zu einer 'Innenwelt' des Mitmenschen.

Es wird damit klar sein, was wir mit 'Ursprungsfrage' meinen. Alle so wichtigen Ursprungsfragen in der Erkenntnistheorie (im Unterschied von Erkenntniskritik, die es mit Rechtsund Kriteriumsfragen zu tun hat) haben das eigene, daß sie zu stellen sind ganz unabhängig von bestimmten zufälligen Gegenständen des Wissens und nicht minder unabhängig von jeder bestimmten Phase der empirischen Entwicklung eines bestimmten konkreten Menschen in seinem Wissen um diese zufälligen realen Gegenstände (etwa der Genesis und Entwicklung des Wissens eines bestimmten Kindes um seiner Mutter seelischen Existenz und ihr psychisches Leben dem Gehalt nach)» (S. 249–251).

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«Auch die Tiefenunterschiede des seelisch-geistigen fremden Subjekts, in die unser Wissen vom anderen einzudringen vermag, sind hier zu bestimmen. Sie enden im schlechthin inintelligi-blen Sein der fremden Person, z. B. den nicht mehr 'gegen-standsfahigen' Akten der Person (die im höchsten Falle nur mitresp. nachzuvollziehen sind), ferner an der absolut intimen Inhaltssphäre fremdgeistigen Seins, die selbst der freie Akt freier Mitteilung des anderen Subjekts nicht mehr zu 'geben' vermag. Auch die diesen absoluten Grenzen voranliegenden Tiefenunterschiede der Verstehbarkeit sind streng gebunden an die Formen der Gruppen (etwa Freundschaft, Kameradschaft, Bekanntschaft, dem Du-, Sie-, Ihr-, Er-Verhältnis schon der Anrede; ferner je an Ehe, Familie, Heimat, Gens, Stamm, Volk, Nation, religiöse Gemeinschaft, Kulturkreis usw.)» (Seite 252).

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«Diese treffende Unterscheidung hat H. L. Stoltenberg s. 'Soziopsychologie', I. Teil. Berlin, Curtius 1914» (Seite 252).

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«Nichts ist doch — so scheint mir — gewisser als der Satz, daß es eine Wissenschaft von nichtidentifizierbaren Gegenständen überhaupt nicht geben kann. Die von manchen versuchte Definition des Psychischen, es sei das, was je 'nur einem' gegeben sei, schlösse daher — wäre sie richtig — jede empirische Psychologie aus. Denn nicht nur in mehreren Akten des Einzelwesens muß das diesem Einzelwesen gegebene Psychische identifizierbar sein, sondern auch von einer Mehrheit von Personen. Nur eine realistische Psychologie, in der der Gehalt der inneren Wahrnehmung genau unterschieden wird vom Wahrgenommenen, d. i. dem real psychischen Bestände, führt hinaus über die unmittelbare Bewußtseinsgegenwart. Man verkenne doch nicht, daß Bewußtsein als solches, d. h. wesensgesetzlich nur Bewußtseinsgegenwart ist (auch wenn Gegenwarts-, Vergangenheits-, Zukunftsbewußtsein wieder als Teilinhalte in es eingeschlossen sind). Bemerken, Beachtung, Beobachtung, die — in dieser Ordnung sich voraussetzend — in der Ursprungsordnung der Wissensakte von Psychischem niemals das innerlich Wahrgenommene selbst, sondern nur das in Retention noch Gegebene betreffen können, können wiederum in Wesen und Leistungsgrenzen nicht von der empirischen Psychologie selber untersucht werden — die sich ja ihrer als Erkenntnismittel bereits bedient —; diese Fragen gehören der Erkenntnistheorie der Psychologie als Problem an. Ist die Selbstbeobachtung als Aktart an Ursprung früher, gleichursprünglich oder später als die Fremdbeobachtung (so wie etwa die innere Selbstwahrnehmung sicher 'früher' ist als die innere Fremdwah-mehmung)? Oder ist sie nur ein analogisches Verhalten zu sich selbst, 'gleich als ob man ein anderer wäre', wie schon Th.Hobbes — wie uns scheint — mit Recht gesagt hat. Und nicht minder ist die Erkenntnistheorie des Verstehens wieder Voraussetzung, nicht Klärungsobjekt der empirischen Psychologie. 'Aussagen' der Versuchsperson über das, was sie etwa in experimentell unterst